Ich bin zum ersten Mal hier und bin froh, hier Leute zu finden, die wissen, was Prügel in der Kindheit bedeuten bzw. welche Folgen das haben kann.
Mir erging es ähnlich: Fast täglich Prügel meiner Stiefmutter seit dem 4. Lebensjahr. Mit 16 dann ausgezogen und erst mal Ruhe gehabt. Heute bin ich 26 und dachte in den vergangenen Jahren immer, ich müsste einfach damit leben und psychische Folgen seien bloss Einbildung. Erst seit Kurzem ist mir klar, dass der Verarbeitungprozess nun erst beginnt.
Am schlimmsten finde ich (und vielleicht könnt ihr das bestätigen) die Annahme, man sei minderwertig und hätte diese Prügel und seelischen Misshandlungen verdient. So was zieht sich bei manchen bis ins Erwachsenenalter, so auch bei mir. Erstaunlich ist auch, dass dies nie jemand vermutet hat - im Gegenteil, man hält mich eigentlich immer für sehr selbstsicher. Aber das ist nur Fassade.
Meine Stiefmutter hatte, im Gegensatz zu euren Vätern und Pflegemüttern, nie was mit Alkohol am Hut. Trotzdem fand sie immer wieder einen "guten" Grund, um die Fäuste zu schwingen, bis ich keine Luft mehr gekriegt habe. Sie war psychisch gestört, weil sie selbst eine Horror-Kindheit hatte. Einmal war sie dermassen überfordert, dass sie mir ein Küchenmesser in die Hand gedrückt und ihr Oberteil geöffnet hat, mit den Worten: "Da! Stich hier rein! Stich! Dann bist du mich los!" Da war ich gerademal 10.
Ausserdem musste ich mir immer anhören, ich würde komisch essen, komisch schauen, komisch gehen, hätte eine komische Frisur, würde falsch im Auto sitzen, würde komisch reden usw. .... Als ich erwachsen wurde, war mir natürlich klar, dass keiner ihrer Vorwürfe der Wahrheit entsprach - ich war ein ganz normales Kind und wenn ich heute Fotos aus dieser Zeit sehe, kann ich nicht nachvollziehen, wie sie überhaupt auf die Idee gekommen ist. Mein Vater hat von alle dem wenig mitgekriegt, weil er sehr viel gearbeitet hat. Er kennt das wahre Ausmass bis heute nicht.
Vor ein paar Tagen hab ich zwei guten Freunden erzählt, wie meine Kindheit tatsächlich ausgesehen hat und welche Folgen das bis heute hat. Es war echt befreiend. Es hat mir selbst auch endlich die Augen geöffnet und gezeigt, dass das Geschehene nicht in Ordnung war und ich etwas tun muss, um meinen Frieden darüber zu finden.
Vorhin bin ich auf dieses Forum gestossen und habe eure Beiträge gelesen. Hat mich echt berührt. Gleichzeitig ist es beruhigend, zu sehen, dass es noch andere gibt, die als Kind Dinge erleben mussten, die eine Seele nur schwer verkraften können. Was den Therapeuten betrifft, sehe ich es ähnlich wie Medusa: Muss nicht sein, wäre mir irgendwie unangenehm. Und ja: Tauchen könnte mir auch gefallen, muss ich mal ausprobieren.