Burnout oder Depression?

  • Ja, die Frage habe ich mir auch schon gestellt, zudem betrifft es eine meiner letzten Diagnosen.
    Bei mir wurde eine "depressive Episode" ausgegeben, wenn man das nun heute mit den Diagnosen Burnout vergleicht, dann würde die zu 100% heute für mich gestellt :winking_face:
    Das hört sich natürlich ganz anders an, der arme Firmeninhaber und Geschäftsführer ist überarbeitet ...

    Dazu gibt es auch einen wie ich finde guten Artikel auf Spiegel Online:

    Zitat

    Ausgebrannt, erschöpft, am Ende: Burnout gilt als Massenleiden der modernen Arbeitswelt. Der Psychiater vbglossarlink.gif Ulrich Hegerl warnt vor dem Modewort: Stress im Job*ist oft*nicht die Ursache - und eine Auszeit*kann alles noch viel schlimmer machen.

    Weiterlesen...

    Quelle: SPIEGEL-Autor Bernd Kramer, Burnout ist eine Ausweichdiagnose, [url=http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/0,1518,799348,00.html]Volkskrankheit: "Burnout ist eine Ausweichdiagnose" - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - KarriereSPIEGEL[/url], 29-11-2011

    Was mein ihr dazu?

    LG Franz

  • Hmm...

    ich für mich persönlich unterteile das schon irgendwo: Wenn wir so wollen, ist der Burn Out eine Art reaktive Depression, lässt sich auf Faktoren im äußeren Leben zurückführen. Das ist bei einer major depression nicht gegeben, obwohl natürlich äußere Faktoren beim "Verlauf" auch eine Rolle spielen.

    So einfach mach ich's mir :j:

  • Das Burn Out sehe ich da als eine Art der totalen Erschoepfung an deren Ursachen meist ausserhalb zu suchen sind und zu deren Quellen eine wie auch immer geartete Abhaengigkeit besteht. Dieser Erschoepfungszustand ist dann irgendwie das Ende aufgestauter Frustrationen die man angesammelt hat weil man selbst an den Ursachen nichts aendern kann sich aber denen immer wieder auf's neue ausgeliefert fuehlt und sich selbst nicht zutraut andere Wege zu gehen.

    Depressionen sehe ich da wesentlich vielschichtiger und sie haben nicht nur was mit aeusseren Einfluessen zu tun sondern koennen ja auch Folgen von Erkrankungen sein und haben meiner Meinung nach dann doch mehr mit der eigenen Psyche zu tun als wie mit Umstaenden an denen man nichts aendern kann. Ich denke mal das viele Depressionen entstehen weil man mit sich selbst nicht klar kommt oder sich selbst nicht so akzeptieren kann wie man ist. Dazu kommen dann sicher noch verschiedene psychische Aspekte die mir da dann doch eher unbekannt sind und einiges wird da sicher durch die eigene Lebenssituation mit zu beachten sein.

    Viele Gruesse:

    Siegfried

  • burn out ist für mich ein modewort, man meint Depressionen.
    die frage steht doch, da übernimmt sich einer regelmäßig(meistens im beruf), dann kommt noch ein furz in der quere, es folgt der zusammenbruch.
    burn out klingt allerdings besser.:gi:
    ich habe es über jahre nicht gemerkt, wollte es nicht wahrnehmen, dass ich mich ständig überfordert habe. meine medizin war der Alkohol. funktioniert ja am anfang gut.:dg:

    lg uwe

  • Burnout...
    Darüber habe ich auch schon zig Diskussionen gehabt.
    Burnout ist keine anerkannte Krankheit, sondern ein Symptom, auch das wissen nur die Wenigsten!
    Für mich geht das alles auch schließlich auf Depressionen zurück. Die Anzeichen sind häufig die gleichen. Und ob ich nun durch einen Schicksalsschlag zum Beispiel an Depression erkranke oder irgendwann den gleichen Zustand erreiche durch Überarbeitung, macht für mich keinen großen Unterschied.
    Burnout scheint wirklich ein Modewort geworden sein, um vielleicht den Leistungsdruck in der Gesellschaft herunter zu spielen. Hört sich ja nicht so dramatisch an, wenn wer nen Burnout hat als wenn man sagt, dass Jemand Depressionen hat.
    Also so erlebe ich es zumindest.

  • Na ja, als ich 2008 meinen Nervenzusammenbruch hatte, wurde ein Burn-Out definitiv ausgeschlossen. Und das, obwohl ich mich auf Arbeit ständig überfordert habe. Dtatdessen steht die Diagnose einer Depression. Und somit beschreiben Burn-Out und Depression mit Sicherheit NICHT das gleiche. Denn sonst kann man ja nicht das eine ausschließen und das gleiche feststellen.

  • Hallo Franz, nun ich schildere dir mal meine persönliche Erfahrung mit dem Thema: Also so mit 14 Jahren begann bei mir bereits eine Depression mit Selbstverletzung und Suizidgedanken- und versuchen. Ich hasste mich abgrundtief. Meine Mutter war ja schwer alkoholkrank und ich habe jeden Tag nur Psychoterror erlebt. Doch hatte ich trotz dieser Umstände einen großen Ehrgeiz und ich konnte mich draußen gut ablenken. Ich habe dafür gekämpft, die Realschule gut abzuschließen und habe das auch geschafft. Dann suchte ich mir umgehend eine Ausbildungsstelle, dort musste man einen Einstellungstest bestehen. Auch das habe ich erreicht und ich habe immer gute Noten in der Berufsschule und in Praktika gehabt. Ich wollte diese Ausbildung unbedingt schaffen, um endlich von zu Hause rauszukommen. Ich habe die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und bin in eine eigene Wohnung gezogen und hatte immer Arbeit. In der Zeit habe ich ja auch meinen Vater kennengelernt. ich dachte, geil endlich geht es bergauf... Aber ab dem Zeitpunkt ging es dann richtig abwärts. Alkoholkrank war ich bereits, aber ich wollte es mir nicht eingestehen. Mein Vater wurde schwer krank, mein damaliger Freund hatte mich betrogen und ich habe mich getrennt. Mein Vater verstarb kurz vor meinem 22. Geburtstag. Kurz vor seinem Tod wurde ich in einer Anwaltskanzlei eingestellt und dort war es ein paar Jahre richtig gut. Ich hatte mir vorgenommen, neben der Vollzeitstelle eine zweite Ausbildung verkürzt auf zwei Jahre zu machen. Das habe ich auch geschafft. Dann allerdings habe ich mir noch einen Nebenjob im Hotel gesucht fürs Wochenende. Ich war sogar noch in unserer Laufgruppe. So... Und dann merkte ich mit der Zeit immer mehr, dass ich immer müde und erschöpft war und im Büro mich kaum konzentrieren konnte... ich trank immer mehr und vernachlässigte mich und mein Umfeld total und da fing das Mobbing gegen mich an... Und ab diesem Zeitpunkt war ich dann nicht mehr nur einfach Depressiv, sondern völlig ausgebrannt und hatte keinen Ehrgeiz mehr, wie ein Zombie... Es ging nichts mehr, ich war wie tot... Das Burnout-Syndrom ist für mich eine lange Entwicklung von der Depression bis zum völligen Versagen meiner Interessen. Ich habe nur noch geheult und gesoffen und hatte keinerlei Kraft mehr. Das Burnout entwickelt sich nach meiner persönlichen Erfahrung über einen sehr langen Zeitraum.

  • Hallo,

    mir kommt es auch so vor, wie Einigen Vorredners (Schreibern :-)) ......Burnout ist "ungeeignet" als Diagnose - und ein schöner Spiegel unserer Leistungsgesellschaft.

    Burnout ist gut, weil da ist man ja sooooo fleissig und eben überarbeitet und aber unterm Strich doch total toll und kann nur einfach nicht mehr.

    Depression ist nicht gut, weil da ist man ja krank und ein Jammerlappen und was weiß ich was - hat einfach nen schlechten Ruf.

    HInzu kommt, daß "Defekte" (Krankheiten egal ob psychischer oder physischer Natur) einfach einen schlechte Akzeptanz in den letzten Jahren zu haben scheinen. Auf mich wirkt es so, als ob das "Intakt-Sein" immer größere Wichtigkeit bekommen hat.

    Mir scheint es so, als ob vor ein paar Jahren noch viel mehr Defekte "erlaubt" waren. Da wurde nicht alles behandelt, da war man eben einfach mal schwierig, oder gerade sehr dünnhäutig, oder anderweitig irgendwie in der Leistung reduziert - und es war zwar nicht so schön, es wurden auch blöde Sprüche gemacht, aber es wurde nicht gleich aussortiert. Manchmal denke ich, daß es unheimlich schwer ist, wieder "in Takt" zu kommen, wenn man gleichzeitig bei jedem bisschen "Aus dem Takt" kommen, gleich ausgegrenzt wird.

    Manchmal kommt mir es einfach so vor, als wenn es viel "heilsamer" wäre, Menschen, die gerade eine akute Depression haben, dennoch mehr teilnehmen zu lassen am Miteinander. So wird krankgeschrieben, und behandelt - und eigentlich wird der Mensch isoliert. Ich hab da so meine Zweifel, ob das gut ist.

    ...aber nun bin ich voll abgeschweift!

    Also ....langer Rede, kurzer Sinn: ich halte es für ein ungeeignete Diagnose, die die wirkliche Ursache (Depression oder vielleicht auch was anderes - Angststörung) verschleiert und so das Problem leicht verschärft, als es zu lösen.

    LG Wolke

  • Schön, wenn hieraus eine Diskussion entsteht, wo wir uns nicht gleich in die Haare kriegen :]

    Ich möchte noch was dazu sagen, nicht dass es da zu Missverständnissen kommt.
    Wer ein Burnout hat, dem geht es richtig Scheiße und ich zweifle hier nicht die Symptome an!!
    Es geht mir wirklich nur um diesen Begriff und die Art wie damit umgegangen wird.

    Das hat ja z.B. paindrop sehr gut geschildert und ich sehe es ja genauso und hab es selbst ähnlich erlebt als ich noch Selbstständig war.

    Wenn ich mal mehr Zeit habe, dann bringe ich da vielleicht noch paar andere Begriffe ins Spiel - z.B. Borderline :winking_face:

    Und wie auch Lady geschrieben hat, eigentlich gibt es Burnout ja nicht als Diagnose, jedenfalls nicht nach ICD-10.
    Da gehts dann ja um Z73 Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung

    LG Franz

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!