Kalter Alkoholentzug? Und ein "Hallo"!

  • Hallo Forum,

    ich habe mich heute hier angemeldet - also erst einmal ein herzliches "Hallo" an Euch!

    Kurz zu meiner Person: Ich bin 25 Jahre alt, ledig und seit kurzem zum ersten Mal arbeitslos. Ich war bisher in einer führenden Position angestellt (natürlich nicht von Anfang an..) und habe wegen unmoralischer Geschäftsgebaren freiwillig die Firma verlassen. Mein neues Arbeitsverhältnis beginnt in zwei Wochen.

    Kurz zu meiner forenbezogenen Situation: Ich trinke seit ich 16 bin täglich Alkohol (Bier, kein hartes Zeug), habe bis vor zwei Wochen ebenfalls so lange gekifft und möchte nun auch den Abschied vom Alkohol meistern. Ich trinke mittlerweile zwischen acht bis fünfzehn 0,5l Flaschen Bier täglich. In meiner Familie, in meinem Ex-Job war dies nie auffällig. Bei Veranstaltungen, Feiern etc. konnte ich problemlos den cleanen Typ vortäuschen und durchaus keinen Tropfen anrühren. Wenn ich zu Hause bin sieht dies leider anders aus. Soll heißen, ich zittere nicht oder habe auffällige Entzugserscheinungen - allerdings hatte ich bisher immer den Rückzugsort "Wohnung" wo ich dann alles nachholen konnte.

    Da ich weder äußerlich noch psychisch an einen Suchtkranken erinnere habe ich bisher keinen Gedanken daran verschwendet es sein zu lassen - das Kiffen habe ich nur aufgrund des finanziellen Engpasses aufgeben (es war übrigens unheimlich leicht!). Da ich derzeit von morgens bis abends zu Hause bin, habe ich bereits gemerkt, dass ich ohne Bier zu nichts zu gebrauchen bin. Die Arbeit hatte dahingehend den Vorteil das ich erst im Feierabend getrunken habe.

    Nun zur Frage: Ich habe heute zum ersten Mal gelesen wie gefährlich ein kalter Entzug sein kann. Ist dies auch der Fall wenn ich "nur" Bier, also kein hartes Zeug trinke? Ich will es ungern ausprobieren..

    Das Problem ist, das ich derzeit aus finanziellen Gründen keine längere Therapie o.ä. in Anspruch nehmen kann - ich muss für die laufenden Kosten wieder Geld verdienen.
    Weiterhin will ich an ein Outing gar nicht denken (Das kennt Ihr ja schon..) - wenn es ohne geht. Wäre es evtl. möglich im Wochentakt 1-2 Bier weniger zu konsumieren, bis hin zum Nullpunkt ohne die Risiken des kalten Entzuges in Kauf zu nehmen? Die Selbstdisziplin könnte ich aufbringen - hoffe ich.

    Mir ist klar, dass Ihr keine verbindlichen Infos geben könnt und wollt - allein aus strafrechtlichen- oder Gewissensgründen. Ich bitte Euch aber Eure ehrliche Meinung und ggf. Erfahrungsberichte zu posten die mir helfen einen Allein-Ansatz zu finden.


    Bei Fragen, bitte fragen - und vielen Dank im Voraus!


    - Shaman


    PS: Einige werden bei meinem Nickname noch auf andere Gedanken kommen die nicht abwegig sind. Ich betrachte sowohl Cannabis als auch Alkohol als mächtige Geister die überhand genommen haben - weil ich sie missbraucht habe. Ich habe diese Ansicht aus meinem Hauptpost herausgehalten - aber auch Ansätze in dieser Richtung würde ich nicht lachhaft abtun. :winking_face:

  • Geh zum Hausarzt, sag ihm was Sache ist, lass nen Grundcheck machen & ziehe das unter Kontrolle durch.
    Das ist der sicherste Weg; bei einem kalten Entzug kann verdammt viel passieren & heutzutage muss das NICHT sein.
    Unter Umständen bekommst du ne kurzfristige medikamentöse Unterstützung a la Distraneurin, welches verhindert,
    dass körperliche Fehlfunktionen auftreten oder du abdrehst...
    Clomethiazol

    Das mit dem wöchentlichen Runterdosieren - haha - nicht witzig; funzt so gut wie weniger rauchen etc !!!
    natürlich macht es Sinn, im Vorfeld gleich mal das Eine oder Andere Bier wegzulassen...

    outen mußte dich ja in dem Sinn nicht; der Doc hat Schweigepflicht !

    Viel Kraft! LG.Ganesha

    PS. Stark übrigens auch mit dem Kiffstop!Schön, wenn der Groschen langsam fällt, finde ich !!!

  • Hallo ganesha!

    Vielen Dank für Deine erstaunlich schnelle Reaktion! Und natürlich lese ich nicht, was ich hören will - typisch, nicht wahr?
    Ich hoffe das kommt jetzt nicht in den "Der Sucht nur Ausreden" Hals: (Wieder ein Deut auf meinen Nickname) Ich bin gegen jede Medikation was mich persönlich betrifft, war seit Jahren nicht beim Arzt, meide jedwede Impfung - und so weiter. Für mich kommen Psychopharmaka wirklich nicht in Frage. Ein Komplett-Check kommt auch nicht in Frage, da ich der Meinung bin, dass die Psyche einen Befund erst wirklich wirksam werden lässt. Um es auf den Punkt zu bringen: In meiner Patientenverfügung steht das bei mir NICHTS gemacht werden darf (Ich bin kein Zeuge Jehovas an dieser Stelle, habe keine Konfession) und wenn es denn bereits gemacht wurde, sofortig wieder eingestellt wird.

    Ich will nur, dass Ihr versteht worauf es mir ankommt. Ein ärztliches Outing wäre okay.. eine Medikation nicht. Könnte ich denn durch häufiges Blutdruck messen o.ä. selber feststellen ob ich Gefahr laufe den Löffel abzugeben? (Eine Antwort verstehe ich wieder nicht als verbindlich, das ist klar.)

    Es tut mir leid, dass ich keine herkömmliche Einsicht zeige - wirklich :smiling_face:

    Angenehmen Abend wünscht

    - Shaman

  • Zitat

    Es tut mir leid, dass ich keine herkömmliche Einsicht zeige - wirklich


    Braucht es nicht, geht ja um DICH !!!

    Hmmmm, da ist halt schwer zu raten, so pauschal!
    ist eben bei jedem anders und so...
    Aber, wenn du nicht Ärzte resistent bist, sprich mit nem Doc, mach dich selber schlau;
    mit DEM Wissen dann, kannste ja entscheiden, was für dich richtig sein könnte.

    Ich kann mir vorstellen, dass dir da ein guter Heilpraktiker auch ohne Chemie helfen kann.

    LG.Ganesha

  • Ganesha, Du bist wirklich super - zu so später Stunde, danke dafür schon einmal!

    Und Du hast mir einen guten Ansatz geliefert: Vielleicht sollte ich mit einem Arzt sprechen und Chemie freie Wege diskutieren - zumindest kenne ich dann den fachlichen schulmedizinischen Standpunkt. Mit dem HP muss ich allerdings warten bis ich wieder flüssig bin - ein paar gute soll es ja geben.

    Im Moment mit grübelnden Grüßen

    - Shaman

    PS: Danke!

  • Da hast Du recht! Nicht immer beginnt es aus einem selbst. Sonst wäre ich nicht hier - ich schreibe wieder wenn ich nächste Woche beim Arzt war. Sollte zwischenzeitlich noch jemand schreiben bekomme ich es ja per Mail und antworte selbstverständlich. Danke und gute Nacht!

    - Shaman

  • Hi Shaman

    Den Arztbesuch halte ich für ne sehr gute Idee. Hm, ich hab mal gelesen, das ne schrittweise Reduktion funktionieren könnte. Wie gesagt, ich sprech nicht aus eigener Erfahrung. Aber!...Da muß man schon sehr diszipliniert sein.. Und , nun wieder aus meiner Erfahrung, meistens klappt das nicht.
    Ich hab das schon häufiger versucht und ich pass auch nicht in das typische Trinker-Klischee.

    Andererseits hab ich auch schon Klinisch Entgiftet und bin da schon positiv eingestellt.

    Was wäre denn wenn der Arzt feststellen würde das es 5 vor 12 ist? Würde dich das , was Therapie angeht, umstimmen?

    Oder was würdest dann tun?

    Kalt entziehen, aufs Eingangsthema zurück komm, kann sehr gefährlich sein. Egal wieviel oder wie oft man trinkt. Ich würds an deiner Stelle nicht riskieren...Warum auch? Es gibt viele Möglichkeiten ohne sich zu outen...

    lg
    destiny

  • Guten Morgen destiny!

    Zitat von destiny;218769

    Was wäre denn wenn der Arzt feststellen würde das es 5 vor 12 ist? Würde dich das , was Therapie angeht, umstimmen? Oder was würdest dann tun?

    Eine gute Frage destiny.. der Mensch hängt, normalerweise, am Leben. Aber ich hatte bereits angedeutet das ich einen "Befund" als Auslöser für die psychische Akzeptanz/Reaktion halte. Soll heißen, dass das Wissen meiner Meinung nach den Befund als solches stärkt. Ich würde/werde meinen Arzt darum bitten einen solchen nicht anzufertigen/zu verlangen. Damit kenne ich meinen schulmedizinischen Zustand gar nicht nicht und laufe nicht Gefahr einen evtl. schlimmen Zustand zu psychisch verstärken. Das schlimmste an einer Krebsdiagnose ist zum Beispiel die Diagnose selbst und wirft den Betroffenen weiter zurück als es sein müsste - als parabelartiges Beispiel. Nebenbei habe ich bisher keine Probleme.. mir ist morgens nicht übel, ich bin wirklich immer ich selbst - nur die Zunge wird lahm wenn ich viel getrunken habe - wie bei allen. Dennoch kann ich nicht einfach aufhören.. ich habe realisiert das es ohne nicht einfach geht seit ich arbeitslos bin (seit etwa vier Wochen) - vorher hatte ich halt nur im Feierabend den Drang nach Bier. Deshalb mache ich mir Sorgen - derzeit bin ich ohne Frage auf den "Highway to Hell" (Autobahn zur Hölle) abgebogen. Wenn ich nichts mache - dann muss ich wirklich Angst haben.

    Ich sehe es so: "ICH" - das ist ist nur kleiner Bereich im Gehirn - bin die Regierung meines Körpers. Alle Zellen sind nur Bewohner, der Organe. "ICH" tue Ihnen schlechtes an. "ICH" bin keine gute Regierung. Und "ICH" würde mich gerne ändern. Bisher haben keine Organe rebelliert - es scheint alles unter Kontrolle. Aber ich will intervenieren weil ich weiß das dies kein Dauerzustand sein kann. Aber "ICH" - die Regierung - hat bisher nie den Ausnahmezustand geprobt.

    Da ich gestern erstmals gelesen habe was beim Ausnahmezustand (kalter Entzug) geschehen kann - habe ich nun Angst. Leider.. oder zum Glück?

    In der Endkonsequenz bleibe ich hart - mein Schicksal steht fest, aber so lange ich es nicht kenne ist es nur natürlich es zu ändern. Oder? :smiling_face:


    Lange Rede, kurzer Sinn - ich hole mir den schulmedizinischen Standpunkt ein - ohne Befund und schaue weiter. Die schrittweise Reduktion traue ich mir durchaus zu.. mit genügend Tabak und Wasser.. jede Woche zwei Bier weniger - ich glaube das ist machbar. Die Frage ist nur: Wo fangen die Risiken eines kalten Entzugs an, und wo enden sie?! Da ich auf medizinische Hilfe schwarz auf weiß verzichte - muss ich mir im Klaren sein. Und darum geht´s mir.

    Hab Dank!

    - Shaman

  • Tja...kalter Enrzug bei 8 - 15 Flaschen Bier ist durchaus realisierbar aber dennoch nicht ganz ohne Gefahrenpotential. Du solltest das auch hinbekommen bevor Du Deine neue Arbeitstelle beginnst und ich kann Dir eigentlich nur raten es nicht nur mit einer Reduktion zu versuchen. Das kann natuerlich bei Dir durchaus funktionieren, bei mir ging es aber zum Beispiel nicht und ich habe dann knapp 30 Jahre gesoffen und nach jeder versuchten Reduktion wurde eigentlich der Konsum vergroessert. Ein relativ einfacher Grund...die reduzierte Alkoholmenge reichte nicht mehr aus um die entsprechende Dopaminmenge auszuschuetten an die man sich so gewohnt hatte um ueberhaupt normal "arbeitsfaehig" zu sein...und da bestand dann Nachholbedarf und das ist dann nicht mehr zu kontrollieren...Den kalten Entzug kannst Du natuerlich alleine machen aber aus eigener Erfahrung kann ich da nur abraten denn das birgt die Gefahren von Krampfanfaellen, bei denen Du Dir durchaus die Zunge abbeissen kannst und daran ersticken kannst sowie Delirien die zu lebensbedrohlichen Situationen fuehren koennen. Als kalten Entzug kann ich Dir da eigentlich nur empfehlen eine Entgiftung in einer Klinik zu machen ohne Inanspruchnahme von Substitutionsmittel wie Distraneurin oder Diazepam. Der Vorteil liegt da klar auf der Hand. Wenn dann wirklich mal Extremsituationen auftauchen bist Du unter Beobachtung und hast sofortige medizinische Hilfe. So habe ich es zumindest gemacht. Das Problem kommt aber erst nach der Entgiftung, denn Du wirst Gewohnheiten aendern muessen die Dich vorher zum Trinken animiert haben, Du wirst bestimmte Teile Deines Bekannten-/Freundeskreises meiden muessen um nicht wieder rueckfaellig zu werden wenn Du da wirklich raus willst. Aber ohne etwas an Deinen normalen Lebensgewohnheiten ist jeder Entzug, egal ob kalt oder mit Ersatzpraeparat nicht viel mehr wie Windeln wechseln bei einem Baby...das heisst...einmal trocken legen und dann darauf warten bis man wieder nass ist...Viele GruesseSiegfriedP.S.: Ich habe auch nur Bier getrunken...bis zum Abwinken----------Beitrag automatisch hinzugefügt um 07:07 ---------- Vorheriger Beitrag war um 06:55 ----------

    Zitat von Shaman;218770

    Ich sehe es so: "ICH" - das ist ist nur kleiner Bereich im Gehirn - bin die Regierung meines Körpers. Alle Zellen sind nur Bewohner, der Organe. "ICH" tue Ihnen schlechtes an. "ICH" bin keine gute Regierung. Und "ICH" würde mich gerne ändern. Bisher haben keine Organe rebelliert - es scheint alles unter Kontrolle. Aber ich will intervenieren weil ich weiß das dies kein Dauerzustand sein kann. Aber "ICH" - die Regierung - hat bisher nie den Ausnahmezustand geprobt.

    ...ueber diese "ICH" solltest Du mal das Buch ALK von Simon Borowiak lesen, dann weisst Du wie wenig das "ICH" wert ist wenn es unter Alkohol steht..mehr findest Du zu dem Buch hier... .https://www.suchtundselbsthilfe.de/forum/b%FCcher…html#post217025

  • Shaman

    Ersteinmal... Grundsätzlich kann ein "kalter Entzug" tötlich enden. Hört sich übertrieben an, ist aber leider Fakt!
    Selbst ein "freier Montag" nach durchzechtem WE ist bei Trinkern ein Risiko.
    Es besteht die Gefahr eines Schocks verbunden mit Kontrollverlust und hypersensiblen Reaktionen des Körpers.
    Kommt darauf an, in wieweit die Organe bereits geschädigt sind. Was Du regelmäßig trinkst, spielt dabei keine Rolle.
    Allein die psychische Abhängigkeit sollte nicht unterschätzt werden.

    Schließe mich den Vorschreibern an.
    Ab zum Arzt (ehrlich sein) und Blut-/Urintest machen lassen! Dann hast Du Gewissheit und kannst überlegen, was Du weiter tun möchtest. :gi:

  • Moin Shaman,


    ich erzähle dir mal was.
    ich selbst habe gefühlte 1000 kalte entzüge hinter mir. gebracht hat es mir über viele jahre nichts. habe in meiner saufzeit abgetrunken, mal turbomäßig, mal langsam. ich wollte zu den schlauen gehören, die mit diesem gift umgehen können. du hast dich in den rund 10 jahren schön abhängig gesoffen. das passt ins schema. du stehst vor der wahl dir diese krankheit zu verinnerlichen, oder dir nach und nach ein paar organe kaputtzusaufen.
    ist nur schade, und warum sollst du da eine ausnahme sein, dass es viele in deinem alter nicht begreifen.
    erst wenn man bereit ist hilfe anzunehmen, hat man eine chance.


    lg uwe

  • Zitat

    ich habe realisiert das es ohne nicht einfach geht seit ich arbeitslos bin (seit etwa vier Wochen) - vorher hatte ich halt nur im Feierabend den Drang nach Bier.

    Darüber würde ich mir vielleicht nach einem Entzug auch einmal Gedanken machen, warum das so ist, und woher das kommt. Klingt nach einer kleinen Lücke die da gestopft wird. :smiling_face:

    LG
    WbD

  • Zitat von WrongByDesign;218830

    Klingt nach einer kleinen Lücke die da gestopft wird. :smiling_face:

    ...das sehe ich auch so...aber da muss jeder etwas finden wie er sich beschaeftigt anstatt diese Zeit mit der Suchtmittelbeschaffung, Konsumierung und Rauschverarbeitung zu fuellen....das ist manchmal gar nicht so einfach...aber es lohnt sich..

    LG Siegfried

  • Uwe hat recht! Genauso sieht das aus.
    Zu meiner Glanzzeit habe ich 24 Std. durchgetrunken und danach genausolange komatös geschlafen.
    Hinzu kamen dann schwere Unterzuckerung und Realitätsverlust (auch im nüchternen Zustand).
    Bin noch nicht vollständig raus aus der Nummer aber kämpfe...
    Und ganz wichtig: Mein Hausarzt steht an meiner Seite! :gj:

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!