Ich wurde schon als Kleinkind mit Alkohol konfrontiert. Mein
Vater, meine Großeltern, meine Tanten und Onkels waren alkoholabhängig. Ich
hatte mir immer geschworen nie so wie sie zu werden. Ich habe Alkohol gehasst.
Doch irgendwie kam alles anders. Mit 9 Jahren wurde ich das erste Mal in die
Kneipe mitgenommen von meinem Papa und trank meinen ersten Alkohol. Danach
wurde es zur Normalität, ich war jedes Wochenende dabei. Entweder waren wir bei
meiner Oma und tranken dort um die Wette oder wir waren in der Kneipe. Ich merkte schnell,
dass Alkohol mich verändert, ich war lustig, ich konnte Freude empfinden und
ich vergaß all das Schlimme. Ich trank in der Schule, ich trank heimlich zu
Hause und musste meinen Vater decken. Meine Mutter durfte von all dem nichts
wissen. Also versteckte ich den Alkohol von meinem Papa und sollte irgendetwas
schief laufen, nahm ich alle Schuld auf mich und mein Papa war fein raus. Ich
fing mit 12 Jahren an zu rauchen, auch dies musste geheim bleiben und auch dies
vermehrte sich von Zeit zu Zeit. Im Laufe der Jahre nahm mein Konsum zu, ich
trank nun auch richtig harte Sachen und irgendwie gab es nur ein Ziel: Saufen
bis zur Bewusstlosigkeit. Meine Mutter bemerkte dies schließlich und es gab
harte Strafen. Irgendwann lernte ich jemanden kennen, einen Punk der auf der
Straße lebte. Er nahm mich zu seiner Gruppe mit und so kam es, das ich anfangs
nur die Abende dort verbrachte und trank. Ich kam dann mitten in der Nacht,
besoffen nach Hause. Meine Mutter war wütend und versuchte dies zu verhindern.
Nach ein paar Wochen haute ich ganz ab und verbrachte nun Tag und Nacht bei den
Punks. Ich habe getrunken so viel wie in mich rein ging. So konnte ich mich
ablenken und betäubte mich. Ich machte viele Schulden, was mir erneut
Schwierigkeiten brachte. Ich fing an Drogen zu nehmen um das harte Straßenleben
zu meistern. Schnell war ich ganz tief unten, aber alles war besser als bei
meiner Familie zu sein. Dann kam es zu meiner ersten Entgiftung, ich wollte weg
von der Straße, weg vom Alk und den anderen Suchtmitteln (Drogen, Medikamente).
Doch lange blieb ich nicht clean und trocken. Direkt nach der Entlassung ging
ich zurück auf die Straße und konsumierte mehr den je. Wieder zog ich die
Notbremse oder besser gesagt jemand anderes zog sie für mich. Also meine 2.
Entgiftung und im Anschluss andere Kliniken. Ich war weg von der Straße, ich
verließ die Stadt und zog in eine Wohnung. Allerdings fing das Trinken wieder
an. Ich trank nun fast nur noch Schnaps in einer hohen Menge und machte
weiterhin Schulden, auch durch Drogen. Nun konnte ich machen was ich wollte
ohne dass es jemand bemerkte. In kürzester Zeit hatte ich dann meine 3. und 4.
Entgiftung. Nach der 4. beschloss ich, eine Entwöhnung zu machen. 6 Wochen
Entgiftung und dann 31 Wochen Entzugsklinik. Ich war stabil, ich war nun knapp
über ein Jahr trocken. Vor 2 Wochen dann der Rückfall. Es kam zu einem Ereignis
und ich kam gar nicht damit klar und ich komme nicht damit klar. Meine psychischen Erkrankungen machen mir ebenfalls zu schaffen. Ich fühl mich
wie eine Versagerin, ich hab so ein schlechtes Gewissen. Ich habe die harte
Arbeit weggeworfen. Nun versuche ich mit meiner Suchttherapeutin, meiner Therapeutin und meiner Betreuerin daran zu arbeiten.
Mein Suchtweg
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Seelenschmerz -
28. Oktober 2011 um 12:31
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Hallo Seelenschmerz
ZitatNun versuche ich mit meiner Suchttherapeutin, meiner Therapeutin und meiner Betreuerin daran zu arbeiten
Das hört sich doch schon mal gut an, wie schön, dass Du da nicht alleine durch musst.
Hey, Du hast es schonmal geschafft, hast schon so vieles geschafft und das schaffst Du sicher auch.
Ja, arbeite gemeinsam mit den Therapeuten dran, verliere Dein Ziel nie aus den Augen. Du tust es für DICH.
Mach Dich nicht fertig, nehme es an wie es ist und kämpfe dagegen an. Und ich denke, Du wirst alles dafür tun, wieder clean zu werden.Ganz viel Kraft und Mut wünsche ich Dir von Herzen.
Liebe Grüße,
Leben
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Hi du,
hast ja schon einiges durch, ey!
Ich finde EIN JAHR clean ist ne enorme Leistung, also vergiß mal gleich das von wegen "Versagerin"!!!
Du bist ne Kämpferin.Punkt.
UND, du hast ja die Erfahrung, das es geht, mit dem Trocken sein.
Ich hab auch einiges an Rückfällen hingelegt (Mischkonsum), bis ich es geschafft habe, clean zu bleiben.
Auf jeden Fall ein erstrebenswertes Ziel - und ich glaube, du kommst da auch hin!Wie ist denn die aktuelle Situation?
Konsumierst du gerade - oder hast du bereits wieder die Bremse reingehauen?LG.Ganesha
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Hi Seelenschmerz,
als erstes: schön, dass Du gleich Hilfe in Anspruch nimmst.
Wie Gane schon sagt: Du warst schon ein Jahr trocken. Prima!
Du weißt daher auch, Du kannst es schaffen. Du fängst nicht wieder bei Null an, wenn Du Dich nicht wieder völlig fallen lässt.Rückfälle geschehen nun mal - Du bist aber keine Versagerin! Es kann Dich stärker machen als zuvor, solange Du Dich dadurch nicht entmutigen lässt und dran bleibst.
LG
Dry -
Vielen Dank für eure lieben Worte. Ich weiß, dass ich es schon einmal geschafft habe, aber ich habe auch Zweifel. Dieses Jahr wo ich jetzt trocken und clean war, verbrachte ich in Kliniken. Ich war 6 Wochen bei der Entgiftung, 31 Wochen in der Entzugsklinik und 17 Wochen in einer Traumaklinik. Dort hatte ich einen gewissen Schutz. Nun bin ich wieder allein in meiner Wohnung. Ich habe einen Teil in mir, der sich sicher ist das ich es wieder schaffe, aber ich habe auch einen Teil der dem sehr mutlos entgegen sieht.
ganesha: Ich konsumiere zur Zeit. Ich habe jetzt ein Ultimatum bekommen. Wenn ich bis Ende nächster Woche nicht schaffe es allein zu lassen, dann werde ich eingewiesen. Ich will es unbedingt allein schaffen, denn von Kliniken habe ich echt genug. Ich habe Unterstützung durch meine Therapeuten und durch meine Betreuerin, d.h. so ganz allein bin ich nicht.
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Jo,
das zwiespältige Gefühl...das ist ganz klar.
Ich kann das gut nachvollziehen, dass du von Kliniken erstmal genug hast.
Es ist halt wichtig, dieses Clean bleiben im Alltag leben zu können.
Dein nächster großer Schritt!
Das mit dem Ultimatum ist gut geregelt, finde ich.Mir persönlich hat es viel gebracht, zu schreiben.Tagebuch erst, lange Jahre & seit gut 3 Jahren auch hier im Netz.
Viel Kraft und Sturheit und all das, was es so braucht! LG.Ganesha
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Danke. Ich denke das Ultimatum ist ganz hilfreich, auch wenn es erneut Druck auslöst.
Ich bleibe dran und kämpfe. -
Hallo Seelenschmerz
mir stockt echt der Atem bei deiner Lebensgeschichte. Mensch, was musst du für eine Kraft haben, dass du dir so klare Ziele steckst und für dich kämpfst! Auch ich finde es eine super Leistung, dass du 1 Jahr clean gelebt hast! Du erlebst im Moment Rückfälle, dass tut mir echt leid, aber leider gehören Rückfälle dazu und du lernst jedes mal dazu. Du bist eindeutig auf dem richtigen Weg, denn anstatt dich zu verkriechen und aufzugeben, suchst du dir gezielt professionelle Hilfe!! wow, ich finde es wirklich bewundernswert, wie du deinen Weg gehst. Ich denke mal, es ist die Einsamkeit, die dich rückfällig werden lässt. Dir fehlt,denke ich, ein Halt im Leben. Dass du dich hier angemeldet hast und hier schreibst, ist zum Beispiel ein Halt, denn hier wirst du verstanden und bekommst Hilfe von Menschen, die ähnliches durchmachen bzw. durchgemacht haben. Das ist der erste Schritt aus der Einsamkeit
du bist auch ein gutes Vorbild für viele verzweifelte Menschen, DU WIRST GEBRAUCHT!!! Wie sieht es denn heute aus? glaubst du, dass du bis nächste Woche aufhören kannst
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Vielen lieben Dank.
Ich habe Fortschritte gemacht in diesem einen Jahr, früher habe ich meine Rückfälle versucht zu verheimlichen bis es irgendwie raus kam. Diesmal habe ich sofort die Karten auf den Tisch gelegt, denn ich möchte endlich ein suchtmittelfreies Leben. Ich bin noch jung und ich sehe in meiner Familie war Alkohol anrichtet. Die Einsamkeit ist sicherlich ein Aspekt für meinen Rückfall, aber hauptsächlich hängt es mit meinen Traumatisierungen zusammen. Die Flashbacks, die daraus folgenden Symptome. Ich bin froh hier in dem Forum schreiben zu können und ich überrascht oder besser gesagt begeistert das man hier nicht allein ist, also das auch ein Austausch stattfindet. -
Zitat
....früher habe ich meine Rückfälle versucht zu verheimlichen bis es irgendwie raus kam. Diesmal habe ich sofort die Karten auf den Tisch gelegt, denn ich möchte endlich ein suchtmittelfreies Leben.
Ein sehr wichtiger Schritt!
Vielleicht noch viel gewichtiger, als Du selber ahnst.
Ich sage Dir auch warum ich so denke: Rückfall ist immer ärgerlich - aber kein Weltuntergang.
Das Vertuschen und Verheimlichen jedoch verlängert nur das Leiden und gibt der Sucht immer wieder neue Nahrung.
Auf gut deutsch: Du hättest noch gar nichts kapiert.
Aber Deine Ehrlichkeit anderen - und vor allem Dir selbst gegenüber ist ein Zeichen, dass Du es leid bist - dass Du Dich Deiner Sucht stellen willst - egal wie oft sie noch die Oberhand gewinnt
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Ich hoffe ja nur, ich würde genauso reagieren, wenn es mich mal erwischt, und das kann es!...Jeden Tag! Denn ich bin auch noch süchtig...selbst wenn ich "schon" 3,5 Jahre trocken bin!!
Also weitermachen! Du bist auf dem Weg
, und der Weg ist bei uns allen das Ziel
LG
Dry -
Hab heute in den frühen Morgenstunden wieder zur Flasche gegriffen. Die Enttäuschung ist riesen groß. Das ärgert mich und ich fühl mich schlecht. Ich werde heute mit meiner Suchtthera darüber sprechen, schaff es nicht allein. Hab Angst vor ihrer Reaktion, Angst vor dem was jetzt kommt. Ich fühl mich wie ein Verlierer.
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Hallo Seele,
ach, so ein Mist.
Aber fühl dich mal bloß nicht wie ein Versager! Das ist Quatsch. Du bist am Thema dran. Du kämpfst ja für deine Freiheit.
Gut, du bist umgefallen; na und.....dann heißt es wieder aufstehen. Du schaffst das.
Ich wünsch dir ein gutes Gespräch heut mit der Thera..
LG Wolke
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Zitat von Seelenschmerz;215520
Ich fühl mich wie ein Verlierer.
guten morgen seelenschmerz,
nein, du bist kein verlierer. du schreibst davon, du erkennst, dass dieser weg nicht richtig ist.
du hast das ganze leben noch vor dir. mit dem stoff kommt man nicht zur ruhe, man betäubt sich nur.
es gibt verschiedene situationen im leben, die man nicht verarbeiten kann. erst als ich mir sagte, andere leben auch und können mit bestimmten situationen besser umgehen als ich, kam bei mir die frage, warum kann ich das nicht.
und genau das ist der punkt, wo die arbeit beginnt.
ich wünsche dir alles gute und lass dir helfen.lg uwe
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Das Gespräch verlief eigentlich ganz gut, obwohl ich das Gefühl hatte, dass auch sie etwas enttäuscht war. Meine Suchtthera war früher meine Betreuerin und wir hatten ein sehr gutes Verhältnis und sie hat mir echt gewünscht, dass ich es schaffe. Ich schaff es nicht allein, das ist nun klar. Ich habe eine Termin für die Klinik für morgen. Ich habe Angst dahin zu gehen, aber ich weiß auch, das schnell etwas geschehen muss.
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Das nenne ich mal schnell gehandelt. !!
Alles alles Gute für die Klinik, und ja - dafür ist Hilfe da, damit man sie annimmt.Ich drücke Dir feste die Daumen.
Ganz viel Kraft und Mut Dir.
Und alles Liebe,
Leben
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Hi,
finde ich echt sehr konsequent!
ich wünsche dir alles Gute dabei & lass was von dir hören, bitte...LG & viel Kraft.Gane
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Prima Entscheidung... das schaffste... ich drück dir die Daumen.
Statusupdate und Rückmeldung nicht vergessen.
Alles Liebe
WbD -
Vielen lieben Dank.
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Habe mal im Postfach bei Dir quergelesen und lasse ein paar Grüße da - und ein ganz dickes Kraftpaket.
LG Mickey
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Hi,
wie geht es denn bei dir so ???
LG und viel Kraft.Gane
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