Kontaktschwierigkeiten, Angst vor Ablehnung

  • Hallo, ich bin gerade mal wieder am verzweifeln. Ich weiß, ich sollte mich da nicht so hineinsteigern, aber ich finde einfach keine Lösung. Ich habe dieses Problem schon seit frühster Kindheit. Ich habe Probleme mit sozialen Kontakten, richtiggehend Angst in manchen Situationen, oft fühle ich mich hilflos und nicht dazugehörig.

    Damals, als Kind, war ich vielleicht nur schüchtern und introvertiert, was aber schlecht aufgenommen wurde und oft mit Ablehnung oder Auslachen quittiert wurde. Daraus entwickelten sich dann größere Ängste und ich war noch zurückhaltender, versuchte bloß nicht aufzufallen um nicht von anderen runtergemacht zu werden.

    Ich konnte damals nichtmal sprechen, wenn ich angesprochen wurde (auf andere zu ging ich schon gar nicht von selbst). Mein Kopf war einfach leer, wie ein Blackout. Auch im Unterricht, wenn mich die Lehrer was gefragt haben. Ich kam mir oft sehr dumm vor und schämte mich. Meine Probleme waren vor allem in der Schule lokalisiert. Bis heute habe ich dort immer eine Außenseiterpsoition eingenommen oder habe es zumindest nie geschafft richtig integriert zu sein.

    Außerhalb der Schule hatte ich einige wenige Freunde, bei einigen von ihnen stellte sich jedoch raus, dass sie nicht wirklich zu mir standen und mich auch fertig machten, wenn gerade andere Leute da waren, die auf mir rumhackten. Ich war immer vor Angst wie gelähmt und konnte mich nicht wehren, schämte mich sogar noch dafür, dass ich so blöd war.

    In der Schule war es aber am schlimmsten. Ich hatte hin und wieder eine Freundin, mit der ich aber auch nicht so eng befreundet war und das ging auch auseinander. Viele Chancen habe ich auch nicht wahrgenommen aus Angst. Habe mich auch von Menschen abgewandt, die Interesse an mir hatten, weil die anderen aus der Klasse Druck auf mich ausgeübt haben, dass ich nicht mit dem oder der befreundet sein kann, weil der doch blöd ist uws...

    Außerdem konnte ich irgendwann niemandem mehr vertrauen, geschweige denn glauben, dass jemand wirklich was mit mir zu tun haben wollen würde. Ich wurde viele Jahre in meiner Schule richtig gemobbt. Nicht nur von meinen Klassenkameraden, es passierte auch oft, dass einfach irgendwelche Schüler aus unteren oder höheren Klassenstufen, die ich noch nie vorher gesehen habe auf mich zu kamen und mich runtermachten.

    Oft waren meine Haare der Anlass (ich habe Locken) irgendwie bin ich durch die immer aufgefallen. Mir wurde oft gesagt ich wäre hässlich. Oft fühle ich mich immer noch so, wobei ich weiß, dass es nicht so ist. Aber damals hatten wir z.B. auch kein Geld für gescheite Klamotten, habe immer Sachen von anderen bekommen usw.

    Jedenfalls ging diese Phase sehr lange und war sehr unangenehm. Irgendwann habe ich wohl aus Verzweiflung mal gelernt etwas zu entgegnen, nicht alles hin zu nehmen. Dann haben die Leute mich nicht mehr in der Intensität wie davor fertig gemacht, es wurde besser. Meine Ängste sind immer noch da. Und ich fühle mich immer irgendwie Abgelehnt und komisch.

    So, als würde ich nicht dazugehören. Das macht mir zu schaffen. Ich kann inzwischen immerhin auch mal meine Meinung sagen, habe gelernt in Arbeitsgruppen meine Ideen und Ansichten mitzuteilen aber das funktioniert nur dort so gut. Sonst gehe ich eigentlich allem aus dem Weg. An meiner jetztigen Schule (privat Schule, ich studiere Grafikdesign) habe ich auch keine wirklichen Kontakte.

    Ich habe ja selbst Probleme die Leute einfach zu Grüßen! Und da wollte ich jetzt ansetzen, weil ich wollte einen Schritt zurückgehen und nicht gleich fordern mit allen gut befreundet zu sein. Ich dachte, dass wäre doch ein kleines Problem, welches ich in den Griff bekommen könnte. Aber selbst das fällt mir so schwer und es steigen so viele Ängste auf, die mich blockieren.

    Vielleicht nur, weil ich mich zusehr darauf konzentriere. Aber ich kann nicht locker bleiben, das hilft nichts. Manchmal grüßen die Leute mich (und ich frage mich echt, warum sie das noch machen, so wie ich mich immer verhalte) und entweder ich sage nichts, oder nur ganz leise und unsicher. Fühle mich immer schlecht dabei und glaube immer, die mögen mich eh nicht. Schließlich bin ich nun seit drei Jahren an der Schule und habe zu niemandem Kontakt, gehe allen aus dem Weg. Dann gehen mir so Gedanken durch den Kopf wie: warum soll ich das machen? Das ist doch eh unnötig. Ist das nötig jeden Morgen alle Leute zu begrüßen? Warum, ich seh die doch jeden Tag dort. Was hat man davon? Fühl mich einfach immer so außenvor, dass ich denke es ist gar nicht angebracht wenn ich zu denen gehe und Hallo sag. Vielleicht will ich ja eigentlich keinen Kontakt, weil es mich nicht interessiert... oder ist das nur die Angst, die da spricht?

    Irgendwie fühle ich mich mit solchen "sozialen Ritualen" sehr unsicher, da ich das in der Kindheit schon nicht richtig gelernt habe, da ja schon Angst und schlechte Erfahrungen hatte. Dann komme ich mir nur noch dümmer vor. Fällt auch schwer das jetzt anders zu machen, wenn die mich alle schon so kennen und ich weiß nicht ob ich die Leute mag, denn hab das Gefühl, die mögen mich nicht, also warum sollte ich sie mögen? (das ist wohl totaler Unsinn, alle sind nett, wenn ich mal was mit ihnen u tun habe, nicht wie auf den anderen Schulen, das ist vorbei. Aber ich kann einfach niemandem vertrauen.)

    Ich beobachte mich einfach auch viel zu viel in solchen Situationen und schneide immer schlecht ab, weil ich mich immer kritisiere. Vermutlich nehmen andere das gar nicht so wahr, aber ich denke immer, ich falle auf, weil ich so seltsam bin. Dann möchte ich mich immer verkriechen und dann wird es schlimmer... weiß nicht was ich tun soll. Aufgeben? Den Wunsch aufgeben ich das jemals bewältige und wie bisher allem aus dem Weg gehen? Es ist echt verrückt, weil im privaten läuft es bei mir echt super, mit meinem Freund in der gemeinsamen Wohnung...usw.

    Es wäre hilfreich eure Meinungen dazu zu hören, vielleicht hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und es überwunden? Auch die Gegenseite würde mich interessieren, ob es hier Leute gibt, für die soetwas gar kein Problem ist, noch nie war.

    Danke fürs Lesen und Liebe Grüße,
    Ingwer

  • Hallo Ingwer,

    Diese Angst die du beschreibst, scheint ja generell fast alle sozialen Interaktionen außerhalb deines häuslichen Umfeldes zu betreffen. Um ganz ehrlich zu sein, glaube ich, dass sich da noch soviel mit Früher-Heute und deinem Selbstwert überlagert, dass eine Therapie sicherlich das sinnvollste wäre. Deine Angst kommt ja wohl kaum von ungefähr und auch dein mangelndes Vertrauen nicht. Obwohl du schon viel dafür tust um etwas zu ändern, wäre es doch wünschenswert, wenn du angstfrei und ohne Hemmungen mit Menschen kommunizieren könntest - oder nicht?

    Manchmal, habe ich ähnliche Probleme mit Menschen. Du hast ja auch nach Erfahrungswerten gefragt. Z.B. das mit dem Grüßen, habe ich auch manchmal so. Aber dann frage ich mich, woher das kommt, dass in mir jetzt so eine "antihaltung"/Eigenisolation entsteht und meistens stelle ich fest, dass das von früher kommt und sich auch nicht direkt auf mein Gegenüber, sonder auf das Allgemeine bezieht. Das finde ich dann wieder nicht fair, dem Gegenüber gebenüber und dann grüße ich schon mal besonders freundlich und freue mich auch über einen freundlichen Gruß retour :smiling_face:

    Generell entliest sich deinem Text, dass wenn du dich in einem sicherem Umfeld bewegst, die Probleme und deine selbstauferlegte Isolation abnehmen. Vielleicht versuchtst du ein wenig dein sicheres Umfeld zu erweitern, in kleinen Schritten?
    Ich frage mich aber auch, ob du wirklich etwas ändern willst? Weil entsprechende Motivation habe ich jetzt nicht entnehmen können.

    lg,
    grany

  • Hallo Ingwer:gj: ,

    ich habe so ziemlich das selbe Problem wie du und genau wie du ist es aus der Kindheit entstanden. Ich vermute sehr stark durch Mobbing im Kindergarten und der 1. Klasse und durch die Zurückweisung durch den damaligen Freund meiner Mutter.
    Mit der Ausnahme, dass ich außerhalb der Schule nur einen Freund habe, bei dem ich immer Angst habe, dass es mit ihm außeinader geht und der Außnahme, dass ich mir selbst hier im Formum schwer tue etwas zu schreibe (Genaugenommen ist das mein erster Bericht überhaupt in einem Forum. Weil ich mir immer gedacht habe: "Wenn sich das jetzt doof anhört was ich schreibe, kann ich mit dem Nicknamen niewieder was posten.") und mit der Ausßnahme, dass ich nur in besonders schlechten Phasen nicht mehr grüßen kann, kann ich mich sehr genau mit deinem Text idetifizieren.
    Ich weiß wie belastend dieses (dein/mein) Problem ist. Ich mache seit Oktober eine Ausbildung als Ergotherapeutin an einer Schule und bin dort auch nicht besonders gesprächig. Genau wie bei dir macht mir die schulsituation besonders große Angst. Besonders in den Pausen ist es schlimm. Da würde ich mich am liebsten immer zurückziehen von allen anderen und mich allein irgendwo hinsetzten. Aber ich habe mir vorgenommen bei meiner Klasse zu bleiben und die Angst auszuhalten, weil ich denke sonst wirds nie besser. Den 1. Sphairat hab ich auch hin und wieder was gesagt. Aber jetzt ist mein Kopf lehr. Mir fällt nichts mehr ein, was ich sagen könnte. Besonders um Melissa tuts mir leid. Sie hätte mich als Person wirklich interessiert. Aber ich habe das Gefühl ich bin dem nicht gewachsen. Die größte Angst habe ich bei Schulausflügen. Das geht gar nicht. Da bin ich hinterher immer total fertig. Ich werde z.B. an der kommenden Weihnachtsfeier krank sein. Das kann ich jetzt schon sagen. Weil ich keine Lust habe irgendwo allein blöd rumzustehen und mich schlecht deswegen zu fühlen. (Gedanken darüber was meine Mitschüler denken: Die steht da nur rum. Warum kommt sie nicht her und redet mit uns? Die ist ja komisch.)

    Ich habe sehr große Angst vor der Frage: "Warum sagst du eigentlich nie was?" Da kann ich nur mit den Schultern zucken. Is halt so, würd ich wahrscheinlich sagen und mir doof vorkommen.

    Eine Zeit lang (1 Sphairat?) gings mir besser. Das war zu der Zeit, als ich in einer Klinik als Praktikantin gearbeitet habe und mir die Aufgabe übergeben wurde 2 FSJ-ler (Vivy und Mathes) einzulernen. Das sah ich als Chance. Wenn ich jemandem etwas erkläre, was ich gut kann ist meine Angst weg. Nur wenn ich ein Gespräch führen soll, bei dem es kein bestimmtes Thema gibt werde ich total unsicher (Angst) und kann es nicht führen.
    Bei Vivy war es so, dass sie mir immer wieder etwas von sich erzählte. Ich versuchte immer irgendwie darauf einzugehen. (Das ist einfach notwendig. Sonst fühl ich mich noch schlechter, wenn ich gar nichts sage, selbst wenn es nur knapp kommentiere) Ich hab kaum von mir erzählt. Und schon gar nicht was ich privat so mache. Das geht gar nicht.
    Mathis ärgerte Vivy ständig. Ich sah es irgendwo als meine Aufgabe sie vor ihm zu verteidigen. In gewisser weiße verbündeten wir uns gegen ihn und seine Sticheleien und das gab Zusammenhalt.
    Wir redeten fast ausschließlich über sie und andere Themen. Aber nie über mich. Privat könnte ich nie was mit ihr machen.
    Ich weis nicht, ob das angebracht war, aber ich wollte das schreiben, damit du meine Person ein bisschen besser einschätzen kannst, weil ich mich wirklich sehr mit deinem Text identifizieren kann.

    Mich würde interessieren wie lange du so in etwa brauchst um jemanden kennen zu lernen, wenn es glatt läuft, du dich dem nicht entziehst und auch die Person sich für dich interessiert selbst wenn du nicht immer aus dir rausgehen kannst. Bei mir dauert das länger als ein halbes Jahr. Manchmal scheitert es ganz.

    Auch würde mich interessieren wie du deine Freunde gefunden hast, die du jetzt hast und ob du am Anfang Angst hattest oder nicht.
    Denn die Freunde die ich jemals in meinem Leben gefunden habe, waren Einzelpersonen (meist Außenseiter) vor denen ich seltsamerweise nie Angst hatte. Hatte ich Angst ist es irgendwo immer gescheitert.

    Ich hab mir mal so gedacht: Um einen Drachen (die Angst) zu besiegen kann man nicht ungerüstet aufs Feld ziehen. Man muss erst Energie sammeln/ gut drauf sein/ Mut fassen, den man irgendwo her nimmt. Sich also eine Rüstung und ein Schwert gegen den Drachen holen.
    Meine Rüstung ist weg, wenn ich mich zu lange isoliere. Manchmal falle ich aber auch einfach so in ein schwarzes Loch, wegen irgendwelcher blöden Gedanken.
    Mut fasse ich, wenn ich mit jemandem über mein Problem reden kann, oder ein Erfolgserlebnis habe. Beides ist schwierig. Aber machbar.

    grany@: Wegen deinem Vorschlag zum Therapeuten zu gehen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich dem Therapeuten mein Problem nicht darlegen kann. Wie Ingwer es auch bei sich beobachtet hat, ist mein Kopf dann lehr. Es entsteht kein Gedanken den man verständlich erklären kann. Ich kann zwar sagen, dass ich Angst habe mit den Menschen in meiner Umwelt in Kontakt zu treten. Aber dann kommen so Fragen: Inwiefern das so ist usw. und die kann ich nicht beantworten. Da findet sich keine Struktur mehr in meinem Kopf. Wo fang ich an? Wie spreche ich weiter.
    Wegen deiner Aussage nach dem Willen etwas zu ändern. Natürlich muss man sich ins kalte Wasser schmeißen. Aber weist du, wenn man solche Angst vor einem Gespräch hat, dass man sich gelämt fühlt und der Kopf keine Informationen mehr beinhaltet die man aussprechen könnte, dann ist es zumindest mir unmöglich etwas zu verbessern. Dann ist die Wahrscheinlichkeit groß (zumindest bei mir) dass es nach hinten los geht. Denn ein Misserfolg ist wie ein Stich ins Herz.

    Ingwer@: Ich weis dass es wenig Therapeuten gibt, die sich auf soziale Ängste bzw. soziale Phobie spezialisiert haben. Ich weiß nicht wo du wohnst, aber in Mannheim würde es aktuel eine Selbsthilfegruppe geben. Schau dir doch mal den Link an, wenns dich interessiert:
    Selbsthilfegruppe // Sozialphobie Mannheim

    Das wichtigste ist nicht aufzugeben. Kopf hoch Ingwer.:gi: Wir sitzen im selben Boot. Gib die Hoffnung bloß nicht auf.

    lg Sphaira

  • Hallo,

    Ich kenne diese Sozialen Ängste auch, auch wenn es bei mir etwas anders ist. Ich glaube, dass es helfen würde, bei einer Therapie, wenn man vorher alles aufschreibt, dass kann man dann auch so oft man will umformulieren bis es passt. Außerdem ist es auch hilfreich um sich so über seine Gefühle und Gedanken besser klar zu werden, es hilft also auch bei der Selbstreflektion.

    Algemein (und dies wurde ja oben mehr oder weniger schon angedeutet) ist es meiner Meinung nach immer gut, wenn man ein Paar Themen hat, über die man immer etwas erzählen kann. Dann kann man versuchen dieses "Peinliche-Schweigen" innerhalb eines Gespräches, dadurch zu umschiffen, dass man das Gespräch auf eins dieser Themen lenkt. Ansonsten, kann man sich ja auch einfach verabschieden, wenn man merkt, dass der Gesprächsfluss langsam in stocken gerät.

    Noch ein kleiner Tipp, gut ist es wenn man sich ein Hobby Sucht, wo man in einem Verein unter Leute kommt. Das gute daran ist, dass man dann mit den anderen dort über das gemeinsame Hobby reden kann und so gleich ein gemeinsames Thema hat. Dort kann man dann auch gleich den "Smalltalk" üben.

    Wichtig ist, dass man sich nicht weiter isoliert (ich weiß, einfacher gesagt als getan). Selbst wenn man nur dabei steht, ist das immer noch besser, als sich komplett (oder noch weiter) zurück zu ziehen!

    Und noch was, es gibt Kommunikationskurse, wo man lernt, wie man Menschen richtig anspricht, sie in ein Gespräch verwickelt und das Gespräch am laufen hält. Diese sind zwar meist eher auf bestimmte Berufe abgestimmt, aber besser als nichts.

    Mehr fällt mir jetzt spontan auch nicht ein.

    LG

    Bandog

  • Hi Mona. Schön dass du dir ein Herz gefasst hast, und dich an einen ersten Beitrag gewagt hast. :smiling_face:

    Wie Bandog schon schrieb, hilft es einem Therapeuten enorm weiter, wenn man sich so etwas vorher aufschreibt. Ich kenne das noch aus der Tagesklinik: Da rannten eine Menge Leute permanent mit Stift und Zettel herum, um sich Notizen für ihre Einzelgespräche zu machen. Hilfreich finde ich auch, einem Therapeuten gleich einen Lebenslauf mitzubringen. Da kann er seine Hausaufgaben machen, und es hilft ihm, dich in der begrenzten Zeit dann doch ein Stück weit besser und auch schneller kennenzulernen.

    In größeren Städten hat man auch oft die Möglichkeit, im Rahmen einer Gruppentherapie ein soziales Kompetenztraining mitzumachen. War seinerzeit bei uns auch Bestandteil der üblichen Therapie, und einige konnten da tatsächlich richtig gut profitieren.

    Die von Bandog angesprochenen Kommunikationscoachings sind im Übrigen auch eine prima Idee, wenn sich eine spezialisierte Therapiegruppe oder ein Therapeut nicht auftreiben lassen. Gerade "Verkaufstrainings" vermitteln eine Menge Skills was Smalltalk, Gespräche am Laufen halten und solche Sachen angeht. Wahre Könner in diesen Disziplinen sind die allgegenwärtigen Staubsaugervertreter.

    Man kann aber auch auf eigene Faust schon etwas unternehmen: Klein anfangen, und einfach mal jemanden in der Einkaufspassage nach der Uhrzeit fragen. Das ist vielleicht erst einmal schwierig, (oder auch zu leicht) aber so kann man sich erst einmal an die grundlegende Kontaktaufnahme zu wildfremden Menschen üben. Und das macht man so lange und so oft, bis man sich dabei sicher fühlt, das flaue Gefühl weg ist. Der nächste Schritt wäre, sich einfach mal einen Weg erklären zu lassen, oder zu fragen, wo in der Nähe ein gutes Café ist, ein Buchladen. Wichtig ist, aus seiner eigenen Komfortzone raus zu kommen, und alles so lange zu wiederholen, bis es einem nichts mehr ausmacht.

    Ich hatte da seinerzeit, bzw. habe auch immer noch, in der Ecke auch so mit meinen Dämonen, oder eben deinen Drachen :), zu kämpfen, und Smalltalk liegt mir bisweilen auch immer noch nicht. Aber, weil ich da nicht locker gelassen habe, bzw. lasse, komme ich dann doch mit Regelmäßigkeit mit Wildfremden in Gespräche. Kostet aber auch immer wieder eine gewisse Portion Mut und Überwindung.

    LG
    WbD

  • Hallo ihr, ich bin derzeit nicht mehr so häufig im Forum, weil ich gerade mit einem anderem Thema beschäftig bin, was mich wieder eingeholt hat, um nicht zu sagen überrumpelt. Bin da gerade in einer sehr intensiven Phase der Aufarbeitung und das ist manchmal ganz schön heftig. Mit etwas Humor könnte ich sagen, na super, da brauch ich mir um das Thema Kontaktschwierigkeiten gerade wirklich keine Gedanken machen... Denke trotzdem manchmal darüber nach, gerade, weil ich mich gerade noch mehr zurückziehen muss, weil ich mit dem anderen Kram so beschäftigt bin, dass ich das einfach brauche. Finde es aber dennoch interessant, die Diskussion hier.

    @ grany: ich mache seit ein paar Jahren Therapie. Mit meiner Therapeutin kann ich auch gut reden, aber irgendwie hab ich den Eindruck es kommt manchmal nicht wirklich was bei rum. Halt oft nur Reden. Hilft auch, aber na ja. Ich hab auch so viele schwierige Themen in meiner Vergangenheit, dass das Problem soziale Angst nur eines ist, wenn es auch glaube ich die Wurzel für viele weitere Probleme, bzw. schlimme Erfahrungen ist, an denen ich mit ihr arbeite. Ich glaube unter dem Begriff soziale Angst oder Kontaktangst habe ich dieses Thema noch nicht mit meiner Therapeutin angegangen. Ob das was ändern würde? Ich habe öfter meine Unzufriedenheit ausgedrückt, dass ich keine richtigen Kontakte knüpfen kann, mich irgendwie immer nicht zugehörig fühle. Aber ich glaube sie hat mir da nur gesagt, ich soll mit weniger Druck rangehen (was ich ja versuche, aber das ist nicht immer so leicht) oder sie hat gemeint, ich soll das akzeptieren, dass es eben nicht meine Art ist so gesellig aufzutreten.

    @ Mona: ich kann nachvollziehen wie es dir geht, da ich ähnliche Probleme habe. Ich kenne ganz gut die Frage: "Warum sagst du eigentlich nie was?" und sie hat es früher nur noch schlimmer gemacht, habe mich dann in die Ecke gedrängt gefühlt. Man fühlt sich irgendwie voll unwohl und falsch. Zum Teil ist ja einfach auch meine Art erstmal zurückhaltender zu sein, glaube ich. Ich warte oft gerne ab und höre erstmal zu, so bin ich. Problematisch wird es, wenn andere das nicht verstehen können und erwarten, dass man doch auch wie sie sein soll... warum können Menschen nicht unterschiedlich sein?

    Inzwischen kann ich durchaus auch gut reden und mich ausdrücken, ähnlich wie bei dir: wenn ich ein bestimmtes Thema habe. Z.B. in Arbeitsgruppen usw. Da habe ich gelernt meine Meinung zu sagen aber im normalen sozialen Kontakt, wenn es hauptsächlich darum geht sich kennen zu lernen, locker Zeit miteinander zu verbringen, da bekomme ich das nicht hin, mein Kopf ist leer, ich fühl mich unsicher.

    Zu deinen Fragen:

    Als wirklich meine Freunde würde ich derzeit nur zwei Leute zählen: meinen Freund, und meine Kusine, die seit frühster Kindheit meine beste Freundin ist. Das andere sind meist eher Leute, die ich über meinen Freund kenne, also gemeinsame Freunde. Nur ist es so, dass ich mit denen allein eigentlich nie was zu tun habe, eher über meinen Freund, von daher habe ich keine so enge Verbindung und zähle sie nicht so ganz als Freunde. Also schon irgendwie aber na ja, ist kompliziert. Ich mache eben nur was mit denen, wenn ich mit meinem Freund unterwegs bin und so. Von denen kommt ja auch keiner auf mich direkt zu und will was mit mir machen, richtet sich dann eben eher an meinen Freund und mich zusammen.

    Meine Kusine ist wie gesagt meine engste Freundin und begleitet mich schon fast mein ganzes Leben lang (sie ist ein Jahr jünger). Es gab Zeiten, da hatte ich wirklich niemanden außer ihr und vielleicht ist es auch so, dass die Freundschaft mit ihr einfach so ein Ideal in meinem Leben ist, was einfach niemand sonst erfüllen kann. Denn die Freundschaften, die ich sonst so hatte, haben nie diese Intensität erreicht und sind heute auch nicht mehr existent. Das ist teils echt schade, ich hatte damals noch mehr schwierigkeiten als heute mit Menschen in Kontakt zu kommen und so habe ich manche Chancen gar nicht wahrgenommen bzw. die Freundschaft ist abgebrochen, weil die Leute wo anders hingegangen sind oder man sich aus den Augen verloren hat.

    Bei vielen Freundschaften waren es dann Menschen, die auch in einer Außenseiterposition waren und man hat sich dann quasi in der Not zusammengeschlossen. Vielleicht auch nicht immer optimal. War aber auch gut, hat einiges leichter gemacht. Ich habe da aber auch lange gebraucht, bis ich jemanden als Freund gesehen habe, bzw. begriffen habe, dass ich mit jemandem befreundet bin! 1/2 bis 1 Jahr konnte das schon dauern. Vielleicht eben, weil ich so hohe Ansprüche an eine Freundschaft hatte und auch so schwer jemandem vertrauen konnte (wegen der Mobbingerfahrungen auch, weil ich auch heut noch einfach nicht glauben kann, das jemand mich ernsthaft mag, interessant findet und nicht gleich wieder über mich herzieht, ist irgendwie noch so tief drin, diese Angst, auch wenn ich weiß, dass ich mir da zu arg Stress mache)

    Ich glaube irgendwie es sind echt mehr die ganzen Ängste, den Druck den ich mir selber mache, und die schon festgesetze Einstellung, dass ich einfach keine Freundschaften aufbauen kann, niemand mich mag, ich nicht die Fähigkeiten dazu habe, die mich heute blockieren, nicht mehr so sehr die Ungeübtheit in sozialer Interaktion oder der tatsächliche Mangel an Fähigkeiten dazu. Denn das letzte Jahr (auch schon davor, aber da ganz besonders intensiv) habe ich mir da einiges erarbeitet, mich überwunden, neue Erfahrungen gesammelt usw. Trotzdem schaffe ich es nicht richtige freundschaftliche Kontakte aufzubauen, mich an meiner Schule mich richtig zu integrieren, mich hindert oft einfach nur das Gefühl, ich würde nicht dazu gehören (weil ich das füher so oft erlebt habe), die anderen finden mich sicher komisch/scheiße.

    An meiner Schule haben sich halt auch längst die Gruppen gebildet und ich bin halt alleine. Habe zwar öfter mit anderen zusammengearbeitet und sie besser kennengelernt und sogar auch mal was mit denen privat gemacht, aber wenn die Aufgabe rum ist, ist es wieder wie vorher und außerdem scheint es mit vielen einfach nicht so gut zusammen zu passen (das Arbeiten schon aber privat halt nicht). Bin aber auch schnell enttäuscht, wenn jemand sich nicht so nett mir gegenüber verhält, Termine (mehrmals) nicht einhält oder ähnliches, dann nehme ich Abstand von den Personen. Es gibt derzeit im Studium auch nicht so wie früher auf der Schule die Gelegenheit mit den Leuten näher in Kontakt zu kommen. Denn es gibt kaum Pausen, wo man was machen könnte, und ich habe dieses Semester immer nur drei Stunden pro Tag Unterricht. Das heißt ich geh hin, dann zehn Minuten Pause dazwischen, dann Ende und heim... Auf der Schule früher, hatten wir oft Ganztagsunterricht, wo man eine Stunde Mittagspause hat und allein deshalb macht man schon mal eher was mit anderen Leuten, hat auch die Gelegenheit dazu. So weiß ich gar nicht, wie ich in den zehn Minuten noch soziale Kontakte aufbauen könnte, so dass man sich soweit kennenlernt, dass man vielleicht mal so was unternimmt. Würde irgendwie gerne auch bei Projekten oder so mitmachen, aber meine Schule ist eine Privatschule und die ist nicht so wahnsinnig groß, da gibt es eigentlich keine sonstigen Angebote, nichtmal nen richtigen Raum, wo man außerhalb vom Unterricht gemütlich zusammen sitzen könnte. Ist schwierig.

    So, soweit von mir, ich warte ja immer noch auf die Leute, die Ähnliches kennen und diese Probleme überwinden konnten, wenns die denn gibt :smiling_face:

    LG Ingwer

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