Hmmm, ich weiß, was ihr jetzt schreiben werdet: Warum überlegst du überhaupt, ob du drei Monate bei ihm wohnen willst, wenn es so schwierig ist??
Ja, ich bin etwas naiv.
Mein Freund also ist 34. Hat eine schizoide Persönlichkeitsstörung. Er ist ein sehr ehrlicher Mensch, aber auch affekt- und antriebsgestört. Er hat Depressionen. Er nimmt noch keine sehr wirksamen Medikamente, denn bisher sind sie auf der Suche nach etwas, das anschlägt bei ihm. Antidepressiva werden bald verordnet. Neue.
Im Moment sagt er, positive Empfindungen seien sehr stark gedämpft und negative stark hervorgehoben in seiner Gefühlswelt. Er hat erst seit kurzem eine Trennung von seiner langjährigen Freunden hinter sich, die Beziehung war, wie er sagt, schon kaputt und tat beiden nicht gut, aber natürlich hat ihn das dennoch aus der Bahn geworfen. Als wir uns kennenlernten und ich am Anfang meinte, dass ich nur eine Freundschaft möchte, sagte er, er will sich nicht mit mir treffen, weil er Angst hat, sich in das "erstbeste Mädchen zu verlieben, dass ihm Aufmerksamkeit schenkt".Er war einsam nach der Trennung. Er ist kein sehr sozialer Mensch, aber er hat niemanden weiter und für ihn ist die Partnerin immer ein bisschen der Mittelpunkt seiner Welt.
Von Anfang an war er sehr offen und ehrlich zu mir, zum Einen, was seine Krankheit betrifft, zum Anderen, was ich zu erwarten habe, dass er schwierig sei, dass ich nie seine Familie kennen lernen werde etc.
Vor einigen Wochen sagte er mir abends, dass er Angst hat, in ein paar Wochen festzustellen, dass seine Gefühle doch nicht so stark sind. Er traut ihnen nicht über den Weg und will mich nicht verletzen mit irgendetwas, was er tut. Weil er im Moment nicht so richtig weiß, wie er mit seinen Gefühlen umgehen soll. Ich war traurig, habe es aber verstanden und wollte und will das Risiko eingehen.
Gestern Abend haben wir ein bisschen was getrunken.
Dann kamen wir wieder auf das Thema zu sprechen. Er sagte, er hat Angst davor, sich aus den falschen Gründen (Einsamkeit?) Gefühle für mich einzureden. Im Moment fühlt er sich sehr sehr wohl und er meinte gestern - liegt wohl am Alkohol - er sei auch verliebt und "Natürlich haben wir eine Beziehung". ABer dann der Satz "Aber ich weiß nicht, was in sechs Monaten oder so ist. Ich weiß nicht, was passiert, wenn ich endlich meine Medikamente bekomme..."
Am Anfang waren es einige Wochen, die unsicher seien, jetzt ist es schon ein halbes Jahr - war von ihm natürlich nur eine so daher gesagte Zahl.
Nun frage ich mich... wenn positive Gefühle aber doch gehemmt sind... und er sich trotzdem verliebt fühlt und gut, dann kann es doch nicht sein, dass diese Gefühle aus dem Nichts kommen? Er stimmte mir gestern zumindest zu, dass eine große Wahrscheinlichkeit besteht, dass alles so richtig ist und das, wovor er Angst hat, nie passieren wird.
Er ist eben auch sehr pessimistisch.
Er hat mir schon oft gesagt: "Da schreib ich irgendjemanden im Internet an, und ausgerechnet DIE soll es sein?? Das kann ich nicht glauben. Der Zufall ist viel zu groß". Er glaubt nicht an sein Glück, das weiß ich.
Vielleicht sind seine Äußerungen auch einfach Ausdruck seiner Angst und Unsicherheit. Vielleicht besteht die Gefahr gar nicht so sehr.
Aber dass er gestern schon wieder davon sprach, hat mir Angst gemacht. Er hatte keinen Anlass, ich vermute, er möchte einfach wirklich ehrlich sein zu mir. VIelleicht traut er sich nicht, sein Glück zuzulassen. Vielleicht hat er aber auch Recht und er mag mich nur, weil ich eben da bin... und ihm Aufmerksamkeit schenke. Doch wir verstehen uns so gut... und er sagte mir auch, dass er mich um meiner selbst willen sehr mag. Das glaube ich ihm auch. Aber... das verwirrt mich und macht mir Angst.
Ich weiß, dass man sich niemals sicher sein kann im Leben. Aber wenn solche Ankündigungen gemacht werden, bekommt man schon Angst... Ich hoffe, wir haben eine gute Chance zusammen. ich denke, wir passen sehr gut zusammen.
Das denkt man doch aber in jeder Beziehung.
Und ich weiß schon wieder, wie es ausgehen wird. Ich weiß es einfach:
Vielleicht geht es noch ein bisschen, vielleicht auch nicht. Und dann gibt es ein großes Theater, weil er doch erkennt, dass es nicht richtig ist und dann ist alles dahin. Ich heule wieder wochenlang, texte euch zu, bin erst mal kurz alleine, fühle mich zu alleine, schreibe mit netten Menschen, lerne einen neuen Mann kennen, schreibe euch, dass ich mir Gedanken mache, nicht lange single zwischen den Beziehungen zu sein, dann schreibe ich über meinen neuen Freund, seine Probleme, unsere Probleme, meine Angst, dann Schwupps, wieder Trennung, das selbe Spiel von vorn...
Ein ewiger Kreislauf.
Herrjeh, ich habe richtig Angst davor... ich mag nicht!! Ich würde gern... klar, man weiß nie, wie es kommt im Leben! Das ist mir klar. Aber ich wünsche mir, dass es mal anders kommt und man nicht immer Angst haben muss. Die Welt geht nicht unter nach einem "Fehltritt". Aber es ist nicht schön. Sollte das obige Szenario zutreffen, wäre das sehr traurig.
Ich bilde mir im Moment ein, dass wir gut zusammen passen und auch eine gute Chance haben. Er denkt das auch.
Aber seine Krankheit lässt ihn eben an sich selbst zweifeln.
Was sagt ihr dazu? Wie sind eure Ansichten und Tipps und so dazu? Ich weiß, ich unterhalte bald das ganze Forum mit meinen tausend Themen... : ( Eigentlich ist es doof, sich jetzt Gedanken zu machen, weil es super läuft und wir viel Spaß zusammen haben und uns wohlfühlen. Aber ich mag gar nicht groß jemandem von ihm erzählen, weil ich natürlich Angst habe, dass es schnell wieder Geschichte ist. Hmmm.