Verarbeitet oder doch nur verdrängt?

  • Hallo ihr

    Hm, mich würde interessieren woher man denn weiß ob man es (was auch immer) verarbeitet hat oder eben doch nur verdrängt?

    Nur mal als Beispiel : Mir gings lange ganz schlecht, hab dann Thera gemacht und an mir gearbeitet. Nun gehts mir gut! Woher weiß ob ich "es" tatsächlich verarbeitet hab oder ob es nur verdrängt ist?

    Gibts da irgendwelche Erfahrungen oder Anzeichen?

    Würde mich über Antworten freuen.

    lg
    desty

  • Hallo du,

    Da habe ich zu Beginn gleich eine Gegenfrage: wann ist der Unterschied wichtig?
    Verdrängung ist immer etwas unbewusstes, was auch Energien bindet. Ein natürlicher Schutzmechanismus der uns vor Überlastung oder gar Spaltung beschützt. Wenn keine Notwendigkeit besteht, löst man auch keine Verdrängung auf. D.h. wenn es jemanden wirklich gut geht, dann besteht doch auch keine Erforderlichkeit sich zu fragen, ob man etwas verarbeitet oder verdrängt hat.

    Zur eigentlichen Fragestellung:
    Ich denke, etwas zu "verarbeiten" heißt primär etwas zu durchleben, Schmerz zuzulassen und die Situation uneingeschränkt anzunehmen. Das verläuft in Spiralen, d.h. man kommt im Leben immer mal wieder auf das betroffene Thema zurück, nur eben jedesmal eine Drehung höher, weil man sich verändert. Für mich stellt Verarbeitung einen lebenslangen Prozess da, da alle Erfahrungen Teil des Lebens sind. Unterschied zur Verdrängung ist für mich, dass zwischen den "Verarbeitungsphasen" keine Energien an das Thema gebunden sind, d.h. ich mich so frei entfalten kann, wie ich es ohne dieses Thema könnte.

    Bei Verdrängung muss man glaube ich nochmals unterscheiden zwischen normaler Verdrängung und "besonderer" Verdrängung.
    "Besondere" Verdrängung zieht Energie ab und da es (fast) immer unbewusst passiert, macht sich das auf anderen Kanälen im Leben bemerkbar. Man ist gebunden, da innerlich Raum belegt ist. Man entwickelt z.B. Folgestörungen oder hat eine geringere Stresstoleranz - es wirkt sich auf die ein oder andere Weise aus. Entweder direkt, weil es sich aufdrängt, oder indirekt über den Körper oder ebeb andere Schwierigkeiten.
    Normales verdrängen tut aber jeder Mensch, gesunde Verdrängung ist z.B. dass man den eigenen Tod verdrängt. Würde man immer darüber nachdenken, so könnte man gar nicht leben.

    Meiner Meinung nach ist ein Anhaltspunkt ob etwas "besonders" verdrängt wird, wie es einem selbst geht. Da gibt es sicherlich noch jede Menge Grauzonen und abschließend lässt sich wahrscheinlich kein Kriterienkatalog erstellen. Wenn es einen Katalog gäbe, würde ganz oben das eigene intuitive Wissen stehen.
    So, soviel zu meinen Gedanken zum Thema. Hoffe du kannst damit wenigstens ein kleines bisschen was anfangen.

    lg,
    grany

  • Hi grany


    Zitat

    Da habe ich zu Beginn gleich eine Gegenfrage: wann ist der Unterschied wichtig?
    Verdrängung ist immer etwas unbewusstes, was auch Energien bindet. Ein natürlicher Schutzmechanismus der uns vor Überlastung oder gar Spaltung beschützt. Wenn keine Notwendigkeit besteht, löst man auch keine Verdrängung auf. D.h. wenn es jemanden wirklich gut geht, dann besteht doch auch keine Erforderlichkeit sich zu fragen, ob man etwas verarbeitet oder verdrängt hat.

    Ich weiß nicht ob der Unterschied wichtig ist. Es interessierte mich nur ob es da n Anhaltspunkt geben könnte..ob ich eben verdränge oder verarbeitet habe.
    Aber deine Erklärung leuchtet mir ein.
    Und wenn ich jetzt von mir und meinem intuitiven Wissen ausgehe, dann hab ich definitiv verarbeitet.

    Und hm, wenn ich nur verdränge könnte es doch jederzeit wieder hervorbrechen, oder? Und wenn ich es verarbeitet hab, ists erledigt. So dachte ich mir das, aber so einfach ist es wahrscheinlich nicht...

    lg
    desty

  • Hallo destiny,

    es gab mal eine ganz interessante Sendung über die "Kunst des Verdränges" - wir als Menschheit könnten nicht überleben, wenn wir nicht verdrängen könnten. Dies war an Hand einiger Beispiele sehr einleuchtend beschrieben.
    - Beispiel Atommüll ....dies ist ja ein Thema, daß wir zeitlich überhaupt nicht überblicken könnnen. Das Problem hier bei ist die Sicherstellung des Informationsflusses bezüglich der Lagerstätten, da diese ja so enorm lange bestehen bleiben müssen (über 20.000 Jahre) und wir als Menschen keine Ahnung haben, wie lange unsere Zivilisation bestehen bleibt.

    - Beispiel Entwicklung unseres Sonnensystems. Das Ende des Lebens auf der Erde ist ja SICHER. Unsere Erde wird nicht bleiben.

    und dann waren da noch mehr Sachen. Doch alle diese Tatsachen verdrängen wir als Menschheit - das sind Fakten, die uns zwar klar sind, die aber keinen Einfluß auf unser Handeln im Alltag haben. Weil uns dieses Wissen nichts nützt.

    Und vielleicht wäre da auch eine weitere Möglichkeit zur Unterscheidung: Nützt die Verdrängung oder nützt sie nicht?

    Wenn das Verdrängen viel Energie abzieht und dennoch das Handeln beeinflusst und die Entscheidungsmöglichkeiten einschränkt, dann macht es Sinn, die Verdrängung aufzulösen (find ich mal so).
    Wenn die Verdrängung aber das Leben erleichtert, wenn sie nützlich und sinnvoll ist....was dann?

    Ich selber mache es so, daß ich Dinge, die mich schmerzen, gerne mal vorkrame. Und wenn es dann nicht mehr schmerzt, dann hab ich meinen Frieden damit gemacht. Wenn ich aber noch merke, es entsteht ein Knoten, es verändert sich körperlich was (ob Schulternhochziehen, oder Augenbrauen, oder anderes Unwohlsein), dann ist es noch nicht gut.
    Und dann gibt es ja noch die Verdrängungen, die ich nicht wirklich mitbekomme - na die spüre ich eben nicht.

    Wenn ich mich so verhalte, daß ich selber darunter leide, dann schaue ich allerdings sehr gerne nach dem Muster....manchmal hab ich Glück und erkenne etwas.

    LG Wolke

  • Hi,

    ich würde mal sagen, wenn etwas mein Leben, meinen Alltag, mein Sein gegen meinen Willen bestimmt, mir Handlungshoheit nimmt - dann bin ich im Verdrängungsmodus.
    Wenn ich mit der gleichen Sache (Trauer, Sucht) so umgehen kann, dass ich damit ganz gut klarkomme, dann habe ich verarbeitet, bzw angefangen damit.

    LG.Gane

  • Ja, ich hab das auch so empfunden. Wenn ich mit etwas schmerzlichem locker umgehen kann, dann hab ich damit abgeschlossen und es berührt mich nicht mehr negativ. Blockiert mich nicht mehr.

    Und wenn ich es nur verdränge, tut es halt immer noch weh wenns vorgeholt wird.

    lg
    desty

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