Psychotherapie ist nachhaltig wirksam

  • Liebe Forenmitglieder und Mitleser,

    oft wird man gefragt, was bringt eine Psychotherapie, es ist auch immer Thema im Forum.
    Die Psychotherapeutenkammer NRW hat nun auf eine Studie hingewiesen, welche belegt, dass Therapie meist was bringt.

    Zitat


    Mehr als 60 Prozent der Patienten, die sich bei einem niedergelassenen Psychotherapeuten behandeln lassen, geht es danach wesentlich besser. Die Wirkung der psychotherapeutischen Behandlung ist langfristig messbar: Selbst ein Jahr nach Abschluss der Behandlung nehmen die seelische Belastungen, die zu einer Psychotherapie führten, noch weiter ab. Das sind die zentralen Ergebnisse einer aktuellen Langzeitstudie, deren Ergebnisse jetzt vorliegen.

    Quelle: Psychotherapeuten Kammer NRW, Beitrag vom Freitag, 10. Juni 2011, Langzeitstudie: Psychotherapie ist nachhaltig wirksam, letzter Besuch 21-06-2011

    Was sagt ihr dazu?

    Ich sehe es im großen und Ganzen auch so, Therapie hilft, doch oft nicht die erste oder zweite.
    Doch die stellen auch fest, Nachfrage bei Therapeuten ist extrem hoch und führt zu ewigen Wartezeiten.
    Warum ist das eigentlich so???
    Warum gibt es nicht mehr Therapeuten?

    LG Franz

  • Ich denke auch, dass es durch Verhalten und Denkmuster ausgelöste psychische Probleme und Erkrankungen, spezielle Ängste und Ähnliches sehr viel bringen kann. Hab das ja selbst bei mir z.T. erlebt und bei anderen Leuten noch viel stärker. Es kommt allerdings sehr auf die Therapieform, die Dauer, die Intensität und den oder die Therapeuten an.

    Ich denke, Therapien sind immer mehr gesellschaftsfähig geworden und somit immer "beliebter". Vielleicht sind heute mehr Leute bereit eine Therapie zu machen oder vielleicht haben auch immer mehr eine nötig?!
    An sich können Therapeuten sehr gut verdienen, wenn sie erst alle Hürden zur eigenen Praxis oder auch bis zur Klinik überwunden haben. Aber es ist auch ein langer Weg bis dahin.
    Von Krankenkassensicht aus sind mehr Therapeuten zuerst einmal nicht so gut, auf lange Sicht vielleicht doch. Aber so denken solche Institutionen nicht und das können sie auch nie.
    Eine Sache ist vielleicht noch die, dass Therapie z.T. auch als Allheilmittel und bei jeder psychischen Krankheit als gut und nötig angesehen wird. Da sollte man auch als empfehlener (Fach-)Arzt wirklich genau hinsehen. Es bekommt ja auch niemand ein Medikament, das er überhaupt nicht benötigt (na ja, in Ausnahmefällen leider schon, aber das meine ich nicht^^).

  • Ich denke auf jeden Fall, dass Therapie nachhaltig wirkt. In der Klinik wo ich gewesen bin, werden von vornerein alle Patienten darauf aufmerksam gemacht, dass die richtige Wirkung sich erst ein halbes Jahr nach Aufenthalt entfaltet. Das stimmt, weil sich alle Ehemaligen bereit erklären, dazu Angaben zu machen und die Statistiken an die Patienten anonym weitergegeben. Ich sehe es so, dass in der Therapie der Werkzeugkoffer aufgefüllt wird und schon mal alles ein bisschen ausprobiert wird , aber erst daheim das zu Bearbeitende wartet. Bei der ambulanten Therapie sehe ich das anaolog. Wenn man erstmal das Handwerkszeug hat und kennt, dann kann man damit auch ganz andere Sachen reaparieren, als ursprünglich geplant war. Und je mehr Zeit man damit hat, desto besser wird die Arbeit.

    Insgesamt ist die psychosoziale Lage in Deutschland echt verherrend. Es gibt theoretisch genügend Therapeuten, aber die werden entweder nicht von den Kassen bezahlt, oder sind der falsche Fachbereich. War erst kürzlich in einem Vortrag/Diskussion dazu, manchmal wird einem ganz anders, wenn man sieht, wieviele Hürden jemand von Entschluss der Therapie, bis zum wirklichen Therapiebeginn überwinden muss und das natürlich zu einem Zeitpunkt, wo viele Patienten gerade nicht mehr können. Aber manche Therapeuten finden das auch gut, das macht es leichter, mit dem Patienten zu arbeiten, weil die dann auch wirklich wollen, wenn sie mal endlich dürfen und praktisch schon die Vorphase vor dem Therapiebeginn hinter sich haben. Ich sehe das teils teils. Die Wartezeiten sind definitiv zu lang.

  • Wenn die Vertretung eines Berufsstandes den vertretenen Beruf als erfolgreich und wichtig darstellt,
    sollte man immer eine gehörige Portion Vorsicht walten lassen.
    Es ist sozusagen eine Null-Information.
    Das heißt natürlich nicht, dass das Gesagte falsch ist.
    postl

  • Die Anzahl der Therapeuten wird genauso wie die Anzahl der Ärzte durch die Kassen über die Vergabe der Kassenzulassungen reguliert. Die Kassenzulassung wird nur für die anerkannten Verfahren wie z.B. Tiefenpsychologie oder Verhaltenstherapie gegeben, von daher fallen einfach schon sehr viele Therapeuten durch ein Raster. Das ganze wird dann erschwert wenn man dann auch noch eine spezielle Therapie wie z.B. eine Traumatherapie, Sucht. Die Listen die man von den Kassen bekommt zeigen dies nämlich meist nicht auf, und so ist dann Glück und Organisation bei der Suche gefragt. Aber wie Granny schon geschreiben hat, dies wird von den Therapeuten meist auch sehr positiv gesehen - dies zeigt das der Hilfesuchende es ernst meint und Kraft und Ausdauer genug für eine Therapie mitbringt.
    Es gibt sicher auch unter den Heilpraktikern den einen oder anderen guten Therapeut, aber wie gesagt die Kasse übernimmt die Kosten dafür nicht. Der Stundensatz , den man für eine Therapie zahlt liegt für 60 Minuten bei ungefähr 60 ,-€. Wenn man bereit ist dies selber zu zahlen, ist die Auswahl an Therapeuten natürlich viel größer, allerdings war ich da doch vorsichtig. Als ich einen Traumatherapeut gesucht habe bin ich auf einer Seite mit vielen Heilpraktikern gelandet , und wenn ich dann unter den Angeboten so Sachen lese wie Arbeit mit dem verlorenen Zwilling oder Rebirthing, dann bin ich doch vorsichtig. Wohingegen ich nach positivern Erfahrungen mit der KBT diese jetzt vorerst mal selber zahle.
    Für den Erfolg der Therapie sind dann letztendlich mehrere Faktoren wichtig. Zum einen muss die Chemie passen, es bringt nichts mit jemand Therapie machen zu wollen wo ich schon von Anfang an das Gefühl habe das ich mich da nicht öffnen kann. Dann muss ich natürlich auch offen sein für eine Therapie - wenn ich schon mit Aber in die Therapie gehe zeigt sie auch keinen Erfolg. Und natürlich muss man auch bereit sein zu arbeiten - der Therapeut gibt einem wie gesagt nur das nötige Handwerkszeug - ausführen muss man dann schon selber.

  • Also, ich kann auch nur sagen, dass mir die Therapien, die ich gemacht habe, gut weitergeholfen haben. Ok, ich musste 3 ambulante und 2 stationäre Therapien machen, um da hin zu kommen, wo ich heute bin, aber jede Therapie einzeln für sich gesehen, hat mich weitergebracht. Und die Summe von allem hat dazu geführt, dass ich heute weitestgehend sehr gut zurecht komme. Klar bin ich nicht "geheilt", es gibt immer noch Momente, Situationen oder Tage, an denen ich mich nur verkriechen will, an denen meine Borderline-Strukturen hervor brechen, aber ich bekomm es auch bei Ausrutschern relativ schnell wieder in den Griff, hab ganz gute Strategien entwickeln können und mein Mann hat auch viel dazu gelernt und kommt mit meinen immer weniger werdenden Ausbrüchen ganz gut klar. So weit wäre ich ohne Therapie niemals gekommen. Ich wage sogar zu behaupten, dass ich ohne Therapie nicht mehr leben würde, weil ich ohne Therapie Suizid (der auch gelungen wäre) begangen hätte.

    Was es für viele schwer macht, eine Therapie zu bekommen, ist auf alle Fälle, dass die meisten Therapeuten total überlaufen sind und ewige Wartezeiten haben. In Amerika hat ja eigentlich fast jeder nen Therapeuten, so wie hier in Deutschland eigentlich jeder nen Hausarzt hat. Das entmutigt, denk ich, auch viele, eine Therapie zu machen. Viele kostet es Überwindung, überhaupt bei nem Thera anzurufen und wenn er dann gleich zu hören bekommt, Wartezeit 1 Jahr oder so, dann hat man, denk ich, kaum noch Motivation, da wirklich dran zu bleiben...

    Liebe Grüße
    gelberose

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