Wie kann ich helfen???

  • Hallo zusammen,

    bin neu hier und wie ihr euch sicher vorstellen könnt, hat es auch seinen Grund, warum ich hier beigetreten bin.

    Ich fühle mich völlig hilflos und weiß einfach nicht mehr weiter.
    Meine Freundin möchte gerne mit Thc aufhören. Ich möchte sie ja unterstützen, doch ich weiß einfach nicht wie ich das machen kann. Was ist richtig, was ist falsch.
    Es ist ein schreckliches Gefühl, wenn ich sie weinend im Bett liegen sehe und ihr nicht helfen kann. Sie bettelt mich regelrecht an ihr was zu besorgen. Was ich natürlich nicht tue! Sie leidet momentan stark unter ihrem Suchtdruck.
    Heute ist der zweite Tag an dem sie nichts genommen hat. Es ist so schwer sie mit irgenetwas abzulenken, für irgend etwas zu begeistern (wäre schon ein super Erfolg, wenn sie etwas "ohne" Begeisterung tun würde).

    Ich mache mir tierische Sorgen um sie. Bei der Drogenberatungsstelle vom Gesundheitsamt kommt sie auch nicht weiter. Eigentlich sollte Antrag für die Entwöhnungstherapie schon seit Monaten gestellt sein, doch die Termine werden oft seiten der Drogenberatungsstelle abgesagt und verschoben. Dann verschiebt es sich wieder um 6 Wochen usw.... Sie hat das Gefühl man will ihr nicht helfen, lässt sie im Stich. Ich habe sie bereits Anfang des Jahres zu einem Vorstellungstermin in einer möglichen Klinik begleitet. Da war sie noch so motiviert. Doch jetzt ist sie fast bei Null angekommen.

    Gibt es irgendetwas womit ich sie unterstützen kann?
    Irgendetwas, was den Suchtdruck vermindert? Gestern und heute hat sie psychopharmaka genommen um die Tage zu überstehen. Und in die Klinik will sie absolut nicht gehen. Auf der Entzugsstation war sie schon und hat die Erfahrung gemacht, dass sich dort die besten Quellen auftun...
    Wie lange muss sie durchhalten, bis es besser wird?
    Was alles noch erschwert, wir sind beide Borderliner.
    Ich bin einfach völlig überfordert und auch mit meinen Nerven am Limit angekommen, auch wenn ich helfen will, ich stehe dem momentan hilflos gegenüber.

    Vielleicht kann mir ja jemand den Ein oder Anderen hilfreichen Tipp geben.

    Wäre sehr dankbar dafür.

    Wünsche euch noch einen schönen Abend und DANKE für´s Lesen

  • Hallo Niamh,

    ich kann gut verstehen dass es schlimm sein muss, sie so leiden zu sehen. Trotzdem oder gerade deswegen ist mein erster Tipp: achte gut auf dich selbst! Es hilft niemandem, wenn du dich kaputtmacht um ihr zu helfen. Und ohne ihren eigenen Willen wirklich aufzuhören wird es sowieso nicht gehen.

    Was die "Psychopharmaka" angeht, das kann nun vieles sein. Antidepressiva sind in Bezug auf Sucht nicht gefährlich, brauchen allerdings ein paar Wochen, bis sie wirken. Daher wird es wohl was anderes sein, und da würde ich in ihrer Stelle sehr aufpassen, dass sich die Sucht nicht verlagert. Der Suchtdruck kann sehr lange anhalten, und sie wird lernen müssen, damit anders umzugehen. Die eigentlichen Entzugssymptome sind so nach einigen Tagen oder ein zwei Wochen überstanden, aber das ist ja erst der Anfang.

    Ist sie aktuell in therapeutischer Behandlung, also wegen der BPS?

    progressive

  • Hallo progressive,

    erstmal danke für deine Antwort.

    Was die Psychopharmaka angeht, handelt es sich um ihr Bedarfsmedikament, ein Neuroleptikum. Sie ist dauerhaft in psychiatrischer Behandlung.
    Sie hat auch viel Wert darauf gelegt, dass sie in eine Klinik kommt, wo ihre BPS berücksichtigt wird. Sie war mal in einer Entwöhnungstherapie, in der es absolut nur um die Sucht ging. Mit allem anderen war sie dort aufgeschmissen, wenn sie z.B Flashbacks oder Schneidedruck hatte. Damit konnten die in dieser Klinik nicht umgehen. Sie sollte sich einfach nur auf ihre Sucht konzentrieren. (Manchmal frage ich mich, was die in manchen Kliniken denken. Wenn ich eine fast 70jährige Frau sehe die vor Schmerzen gegen die Wand laufen möchte, weil sie auf ihr Morphiumpflaster allergisch reagiert, die dann rückwärts die Treppe hochgehen soll.) Aus diesem Grund hatte sie erst tierische Angst vor einer erneuten Entwöhnungstherapie, aber ich konnte sie überzeugen, sich in der vorgeschlagenen Klinik mal zu einem pers. Gespräch vorzustellen und es anzusprechen. Es ist ja auch ihre Angst, dass, wenn sie mit dem Thc aufhört, die BPS wieder stärker wird.

    Was ihren Willen angeht, denke ich schon, dass sie es wirklich will. Bin davon überzeugt. Sie hat (glaube ich) Angst es nicht zu schaffen und sich dann als Versager zu sehen und gesehen zu werden. Sie bekommt auch von so vielen Leuten ständig gesagt, dass sie es ja doch nicht schaffen wird.

    Was mich angeht, bin ich, (denke ich) schon über den Punkt hinaus um sagen zu können, pass mal auf dich selbst auf. Möchte sie aber auch nicht fallen lassen (was die einzige Möglichkeit wäre mich selbst zu schützen), auch wenn es schwer ist. Denke, wir müssen die Zeit einfach überstehen. Vielleicht hilft es mir ja ein wenig, wenn ich mich einfach mal austauschen kann. Jeder Tag ist im Moment einfach ein Kampf. Sie fragt mich ständig, wie ich das überhaupt mit ihr aushalte. Ihre Launen, Stimmungsschwankungen, Aggressionen etc.

    Darauf antworte ich ihr dann lediglich: Aufgeben ist die letzte Alternative, gibt es nicht. Sie muss einfach nur die Zeit bis zur Therapie überstehen.

    An dieser Stelle möchte ich mal anmerken, dass ich froh und dankbar bin, dass es solche Foren gibt.


    Zitat von progressive;184122

    Der Suchtdruck kann sehr lange anhalten, und sie wird lernen müssen, damit anders umzugehen.



    Wie kann man das lernen? Was kann man tun?

    Niamh

  • Hallöchen... Ich war selber mal ein paar Jahre Thc abhängig und kann mit fühlen, wie es deiner Freundin im Moment geht. Allerdings bin ich kein Borderliner und kann so auch nicht mit fühlen, ob es den Entzug verschlimmern könnte...
    Ich kann nur sagen, versuche deine Freundin auf jeden Fall weiter ab zu lenken. Das hat mir sehr viel geholfen. Die körperlichen Entzugserscheinungen sind auch bei jedem anders. Ich habe sie gespürt, sie waren aber nach ein zwei Wochen weg. Eine Freundin von mir hat gar nichts gespürt... Allerdings ist die Psyche echt schwer zu überlisten. Es ist ja beim Thc nicht einfach nut der Stoff den man brauchst, es hängt ja auch eine HAndlung dran.... Ich habe zum Beispiel die Abende vermisst, an denen man auf dem Balkon oder vor dem TV sitzt und gemütlich einen raucht... oder der Motivations Jonny vor der Hausarbeit (hört sich vielleicht komisch an, aber den habe ich gebraucht um voll durch zu starten) das sind alles Situationen, die erst mal ohne die Droge wieder gelernt werden muss... Ich finde gut, das sie es zu einer günstigen JAhreszeit beginnt.... man kann sich bei gutem Wetter gut ausserhalb der Wohnung ablenken. Natürlich bleiben die Gedanken an die nächste Dröhnung nicht sofort aus, aber nach und nach werden sie weniger.
    Bleib stark und rede viel mit ihr... Ich drücke euch die Daumen..
    Lg
    BeeBee

  • Hi Niamh,

    ich bin absoluter Laie, würde aber mal vermuten, dass Cannabis keiner Persönlichkeitsstörung gut tut.

    Was den Suchtdruck und die alternativen Strategien angeht, ich weiß nicht, inwieweit die BPS da die Möglichkeiten beeinflusst. Wenn man das mal ausklammert, ist es wichtig rauszufinden, in welchen Situationen der Suchtdruck am stärksten ist, und warum. Und dann andere Möglichkeiten finden, auf die Situation zu reagieren.

    Und natürlich, wie BeeBee auch geschrieben hat, ablenken. Sich mit anderen Sachen beschäftigen die einem Spaß machen, und wenn man die nicht mehr hat, welche suchen. Wenn es irgendwie geht versucht, mehr aus der Zeit bis zu der Therapie zu machen als sie zu "überstehen".

    Schön dass dir das Forum hilft.

    progressive

  • Hallo,

    erst mal möchte ich mich für eure Antworten bedanken. Ich fühle mich erschöpfend immer stark zu sein und zu motivieren. Mittwoch war sie bei der Drogenberatungsstelle und hat den nächsten Termin in 4 Wochen bekommen. Das ist dann ein Arzt, der die Therapie befürworten muss. Ich finde einfach, dass dauert alles viel zu lange. In der Zwischenzeit hat sie schon 10x versucht aufzuhören und immer wieder angefangen, weil sie es nicht ausgehalten hat. Bei der Drogenberatungsstelle erwarten sie von ihr, dass sie es schafft, clean zu sein. Wenn sie das könnte, bräuchte sie auch keine Therapie. Dieses ständige aufhören demotiviert total und sie verliert völlig den Glauben, es jemals zu schaffen.

    Gibt es noch einen anderen Weg den man gehen kann? Ohne Drogenberatungsstelle (beim Gesundheitsamt) und sie dann auch in die Klinik kommt, die sie ausgesucht haben?

    Viele Grüße
    Niamh

  • Hallo, Deine Freundin muss ja nicht zu einer Drogenberatung vom Gesundheitsamt gehen. Dort sitzten, Ausnahmen gibt natürlich überall, oft Leute die von morgens um Acht bis Abends um Fünf ihren Job machen, nicht weniger aber auch nicht mehr.
    Es gibt aber auch Suchtberatungstellen (Kirche, Caritas, blaues Kreuz usw. wo einem meiner Erfaheung nach wesentlich schneller und qualifizierter geholfen wird. Vieleicht mal so eine Einrichtung besuchen. Einen Versuch ist es allemal wert und es ist besser als irre lange zu warten, was dann vieleicht mit diversen Rückfällen verbunden ist.

    Gruss Marco

  • Hallo Niamh,

    leider ist das oft so, dass neue Termine auf sich warten lassen, doch muss man auch verstehen, dass es ja viele Betroffene gibt.
    Die Wartezeit ist meiner Meinung sehr gefährlich, doch testen manche Stellen so auch die Motivation der Klienten.

    Was für eine Therapie soll da angestrebt werden?

    Man muss aber klar 2 Dinge unterscheiden - clean werden und clean bleiben.
    Entzug ist machbar, aber das verändern der gewohnten Verhaltensweisen ist da noch ein weiterer Schritt und ich denke, der wesentlich schwerere.

    Natürlich kann man auch eine weitere Stelle aufsuchen und normal kann auch der Hausarzt eine Therapie einreichen - kommt aber drauf an, was passieren soll ...
    Für eine ambulante Therapie reicht normal eine Überweisung und dann beantragt der Therapeut zusammen mit dem Patienten eben die Therapie.
    Bei stationären Theras schaut es da bisserl anders aus ...

    LG Franz

  • Hallo,

    ein Freund hat auch schon mal gesagt, sie solle zur Drogenberatung der Caritas gehen.
    Dort war er auch und ist gerade in einer 16 wöchigen Therapie.

    Bei ihr soll es auch eine 16-20 wöchige, stationäre Therapie werden.
    Momentan schafft sie es gerade mal zwei Tage (die der pure Horror für sie und ihre Umgebung sind). Jetzt gerade ist sie auf ner Kiffer-Party. Das wollte ich mir dann nun echt nicht antun. Habe lediglich gesagt, dass ich ein ungutes Gefühl habe und dass es meiner Meinung nach genau in die entgegegesetzte Richtung geht.
    Mir geht langsam die Energie aus...

    Danke euch für eure Antworten
    wünsche euch noch einen schönen Abend

    LG
    Niamh

  • Hallo Niamh,

    hm.. bist du dir sicher, dass es so gut ist für sie, zur Zeit so ein hin und her zu haben? Vielleicht ist es besser, wenn sie den Entzug während des Klinikaufenthalts macht, oder zumindest erst kurz davor.

    Nur so ein Gedanke..

    progressive

  • Hallo Niamh,

    du musst für dich mal 2 Sachen sehen, zum einen dich und dann eben die 'Sucht deiner Freundin!
    Es scheint, als wenn du dich da wirklich ganz schön kaputt machst, doch sollte dir klar sein - im Moment ist der Erfolg nicht zu erwarten.
    Nicht weil es nicht geht, weil man 'Thc nicht selbst entziehen könnte, ich mutmaße aus deiner Beschreibung heraus :winking_face:

    Horror hin oder her, THC-Entzug kann wirklich auch heftig sein, doch kann man mit so einer tollen Unterstützung und konsequenten Aktionen auch mal länger als 2 Tage aushalten :face_with_tongue:
    Und Kifferpartys machen doch einen merkwürdigen Eindruck, weil das hörst sich eher nach Vergnügen an, als ein ungewollter Rückfall.
    Bitte pass auf dich auf, das ist immer das wichtigste - wir wollen dich ja nicht an einer 'Co-Abhängigkeit zu Grunde gehen sehen!!
    Also setz dir Grenzen, was kann und will ich akzeptieren ...

    Wenn man so eine ausgeprägte Therapie anstrebt, dann ist das doch nicht nur 'Thc, oder?

    Zudem gibt es natürlich immer noch eine Möglichkeit, man kann sich selbst einweisen oder überweisen lassen, wenn man nichts mehr geregelt bekommt und das scheint hier doch schon ziemlich gegeben zu sein.

    LG Franz

  • Ja, das war auch so mein Gedanke, doch die Drogenberatung fordert von ihr, dass sie immer wieder versucht aufzuhören, bevor sie ihr die Therapie bewfürworten. Für mich ist das einfach ein unmögliches Unterfangen. Würde sie es alleine zu Hause schaffen, bräuchte sie auch keine Therapie. Das ist alles so gegensätzlich.

    Ich weiß auch nicht mehr, was ich ihr noch raten soll, oder wie ich sie unterstützen kann.

    LG
    Niamh

    ----------Beitrag automatisch hinzugefügt um 14:16 ---------- Vorheriger Beitrag war um 14:11 ----------

    an Franz
    Momentan ist es nur noch Thc, den Alkohol hat sie seit fast vier Monaten im Griff, also wirklich keinen Schluck mehr getrunken.
    Sie leidet viel unter Suchtdruck. Durch das ständige hin und her ist sie manchmal so demotiviert, dass sie einfach sagt, einmal kann ich ja mal Spaß haben.

    LG
    Niamh

  • Hallo Niamh,

    wenn man wirklich auf hören will, muss einem klar sein, dass es keine Tage mit Spaß durch Drogen mehr geben wird. Zwei Tage mal nichts zu Kiffen ist ansich kein "Aufhörversuch", wie es die Drogenberatung fordert.

    Pass auf dich selbst auf. Es bringt auch ihr nichts, wenn du der alleinige Motor für ihr Aufhören bist. Ich finds toll wie du für sie da sein willst, aber ohne ihren eigenen Willen wird es nicht klappen.

    progressive

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