Heroin: Langzeitschäden (Hilfe?)

  • Greets Leute, kurze Vorstellung, komme aus Wien, und habe selber keine Suchtprobleme (tja, rauchen tu ich, ist im Moment aber nicht ein Problem, dem ich mich stellen will ^_^) auch im Familien / Freundeskreis gibt es keine "dringend ernsten" Suchtfälle, frage also nicht wirklich für mich, sondern aus reiner Neugierde,- mich würden *detaillierte* berichte bzw. links zu relevanter Information über die *Langzeitschäden* die durch Heroin Missbrauch auftreten interessieren.

    Ich frage, weil ich das Gefühl bekomme (so beim durchlesen der Information zu Heroin bzw. Heroinmissbrauch), das, auch wenn man es Jahre lang genommen hat, bzw. eine starke Sucht hatten, scheint es mir so, das sobald man es geschafft hat, clean zu werden, eigentlich ja alles wieder beim "alten" ist bzw. der Körper trägt keine Langzeitschäden davon bzw. regeneriert sich nach einer Weile wieder. Hab ich da was falsch verstanden, oder ist das tatsächlich so? Damit meine ich, bei anderen Drogen lese ich oft "auch nach aufhören schwere ___ Schäden" etc, nur bei Heroin finde ich nichts? Ist man also, wenn man die Sucht (und die Komplikationen, die sich daraus ergeben), überstanden hat, und clean ist, körperlich 'fein raus'? Würde mich echt interessieren.

    lg leuts :k:

  • Hallo erstmal und schöne grüße an meine Ex Heimat ;).

    Also folgendes. Heroin gehört zu den Opiaten welche aus Opium bzw. aus der Mohnblume gewonnen wird (bitte noch genauer beschreiben, ich bin da nicht so gut!). Heroin wird schon seit Jahrhunderten eingesetzt und wurde als Schmerzmittel bekannt. Auch unser Körper produziert Opiate, das ist etwas, dass sich bei Heroinabhängigen aber auch bei vielen anderen Abhängigen anderer Drogen einstellt. Der Körper ist gewöhnt dass ihm körperfremde Opiate zugeführt werden und stellt die eigene Produktion ein. Deswegen sind verfallen soviele Süchtige in Depressionen, weil der ganze Haushalt durcheinander kommt. Es dauert bis wieder eigene Glückshormone hergestellt werden.
    Schädlich ist an Opiaten primär die ART des Konsums, die oft mit schweren Infektionen wie HIV oder sehr verbreitet Hepatitis C hereingeht. Gefolgt von Infektionen, Spritzabszessen, Embolien und die Liste lässt sich ewig fortführen (kann ich dir gerne zusenden). Allerdings spielt das Heroin hier bei eine sekundäre Rolle, außer es ist wie heutzutage sehr oft oder eigentlich meistens, durch allerlei Streckmitteln (Milchzucker bis hin zu Strichnyn !!) verseucht und gestreckt.

    Ich sags mal so. Ja bei Heroin gibt es gewaltige Schäden. Der Körper verfällt aufgrund unzureichender Ernährung oder Mangelernährung, nicht ausreichender Hygiene etc. Sowohl sozial als auch körperlich sind die Schäden enorm.
    Allerdings würde ich das eher die Begleiterscheinungen von Heroin nennen. Ein reines Heroin wird sicherlich nicht soviel Schäden anrichten wie Alkohol auf Jahrzente gesehen oder der Konsum anderer chemischr Drogen.
    Noch dazu darf man nicht vergessen, dass heutzutage alles mögliche konsumiert wird. Die wenigsten Abhängigen konsumieren nur Heroin. Gekoppelt mit anderen Substanzen bleiben erhebliche kognitive und neurologische Defizite.

    Eine Sucht übersteht man nie, süchtig bleibst du immer und die Gefahr bleibt immer bestehen. Man kann aber lernen damit umzugehen, nur leider gelingt das wahrlich wenigen.

    Ich habe u.a auch Heroin konsumiert. Opiate waren meine Hauptdrogen.

    Ich bin 21 Jahre alt und habe schlimmste Schlafstörungen, ich habe 3 mal fast mein Leben verloren, habe eine Muskelschwäche, ordentliche Traumatisierungen die mir das Leben schwer machen und ganz schön zu kämpfen in dieser "normalen" Welt sowie massive Konzentrationsstörungen.

    Lass die Finger davon, Heroin ist ein Spiel mit dem Feuer, beim du dich verbrennen wirst. Je nachdem wie es läuft, erstickst du in den Flamen oder kriegst noch die Kurve. In meinem kurzen Leben, kenne ich in meinem Real Life fast niemanden - außer eine Freundin- der von Heroin weggekommen ist, ich zähle da zu den Ausnahmen und hier werden dir noch ein paar über den Weg laufen.
    Übrigens habe ich nicht nur Langzeitkonsumenten Junkies zu Grabe getragen sondern auch ein 17jähriges Mädchen, dass beim ersten Mal, draufgegangen ist. Sie wollte nur probieren, ein einziges Mal nur.. und bezahlt hat sie mit dem größten Preis den es überhaupt gibt, mit dem eigenen Leben.

    Hör dir mal die Geschichten der anderen hier an, Tragödien für sich.

    Und eins kannst du dir sicher sein, es haben alle, Folgeschäden davongetragen - und was für welche - werden sie dir selber erzählen ;).

    Übrigens wenn du mich sehen würdest, du würdest dein Leben lang nie glauben, ich wäre mal voll auf H gewesen. Spuren sind nicht immer sichtbar :winking_face:

    Alles Gute, Future

    ps: Achja, eins hab ich vergessen. Ich bin eigentlich noch immer Opiatabhängig. Ja, ich bin im Drogenersatzprogramm und habe noch nen langen Weg vor mir. Wenn du wissen willst wie beschissen es ist, wenn man von Opiaten abhängig ist und das ganze Leben darauf ausrichten muss, kannst du dich gerne melden ;).

  • Hallo Seepferdchen,
    eigentlich hat Future schon alles richtig gesagt. Habe auch etwa 10 Jahre lang Heroin konsumiert und habe immer zugesehen das ich eine " Gute Connection " hatta wo der Stoff nicht so verunreinigt war wie das Zeug was man auf der Strasse kauft. Ein Artzt hat mal zu mir gesagt,mit reinem Heroin kann man 100 Jahre alt werden,man wird natürlich süchtig aber nicht Krank. Aber da habe ich immer das Bild von Miles Davis ( Ein U.S. Sänger,die älteren unter uns werden sich vieleicht noch erinnern.......) im Kopf. Der hatte sicher genug Geld um sich anständige Qualität zu besorgen aber hat später trotzdem ausgesehen wie ein lebender Toter.

    Hier in Hamburg wird an eine Handvoll Allerschwerstabhängiger,denen auch mit Substitution ncht mehr zu helfen ist, künstlich hergestelltes Heroin ausgegeben. Müssen zwei mal am Tag zum Artzt und bekommen es dann gespritzt.Ich glaube es handelt sich dabei noch um eine Versuchsstudie.Aber wenn reines Heroin Schäden verursachen würde,dann dürfte es so ein Programm eigentlich nicht geben.

    Also ist es wohl so das reines Heroin keine Langzeitschäden am Körper verursacht aber mit Sicherheit spätestens beim Absetzen hat man erstmal Schäden an der Psyche.

    Und wenn man nicht gerade künstliches Heroin verschrieben bekommt,wo bekomm ein normal Sterblicher schon mal sauberes Heroin? Das ist immer schon von Haus verunreinigt. Also werden die Konsumenten Krank und verfallen aus den von Future aufgeführten Gründen immer mehr.

    Gruss Si

  • Jo, kann ich mich anschließen!
    Selbst, wenn du nicht körperlich krank wirst - ist ja bereits geschildert - du bleibst dann ganzes Leben lang süchtig.
    Und Langzeit folgen?
    Naja - ich habe mit 40 angefangen, mich wieder zu einem fühlenden Menschen zu entwickeln, mich in der "Normalität" einzugliedern & wieder Zugang zur Familie zu erarbeiten.
    Bin nach 10 Jahren recht weit gekommen - aber habe Unmassen an Glück dabei gehabt & weiß genau, dass ich in Sekunden diese 10 Jahre auf den Müll haue,
    wenn ich nicht ständig auf der Hut bin.
    Gesundheitlich? Weiß keiner, was da noch nachkommen kann. War ein enormer Verschleiß!!!

    LG.Ganesha

  • War zum ersten mal, seitdem ich dies gepostet hatte, wieder hier, und freue mich natürlich über die sehr guten Antworten, vielen Dank, vor allem an Future, hast Dir wirklich Mühe gemacht, mir das genau zu erklären, dafür vielen dank erst mal! Und danke auch, für deine Offenheit, ich wünsche Dir das allerbeste auf dem Weg in ein normales leben. Meinem ersten Posting sei noch hinzugefügt, das ich nicht den Eindruck erwecken wollte, Heroin sei keine gefährliche Droge, weiss schon das sie es wirklich ist. Wollte mich geziehlt der Langzeitschäden erkundigen.
    Was harte Drogen angeht, hab ich (ganz bewusst, weil ich eine Heidenangst vor neuer Abhängigkeit bzw. viel Pech beim ersten Trip habe) noch nie welche genommen, habe es auch nicht vor. Werde also sowieso definitiv die Finger davon lassen, danke für die Warnung, Future :smiling_face:

    Einige Sachen, die sich aus deiner Antwort ergeben haben, haben mich sehr interessiert. Zum Beispiel hast Du gesagt, das auch wenn man es schafft, von Heroin ganz wegzukommen, ist man trotzdem "sein Leben lang abhängig", und muss "immer auf der Hut sein", könntest Du mir das eventuell genauer erörtern? Meinst Du damit, der Körper hört nie auf, sich danach zu sehnen? Wie darf ich das verstehen?

    Ausserdem wurden noch Schlafstörungen, kognitive Probleme und Muskelschwäche angeführt, wie genau ergibt sich das? Kenne mich etwas bei chemischen Prozessen im Körper aus (durch's Psychologiestudium, wo viel Biologisches dabei war, gerade im Zusammenhang mit Drogen), kann mir das aber als jemand der noch nie abhängig von harten Drogen war, und auch nie die Gelegenheit gehabt hat, mit Leuten, die es sind oder waren, zu reden, nur schwer visualisieren.

    Was mein Interesse angeht, ich bin prinzipiell immer an allem interessiert, so kann ich auch in meiner Freizeit kaum aufhören, zu lesen, bzw. mit Leuten über dies oder das zu quatschen, um mehr zu erfahren, das Interesse ist also nicht Drogenspezifisch. Hab erst vor kurzem begonnen, mich für Drogen bzw. Drogensucht zu interessieren, war vorher eher eine Wissenslücke von mir. Auf Drogen kam ich erst vor kurzem, als ich mir den Film Permanent Midnight ansah, fand ihn so cool/interessant, (was mir bei filmen eigendlich nicht so oft passiert) das ich darauf anfing, über Drogensucht zu lesen. (Hab hier bei euch im Forum was andere Drogen angeht auch schon so einiges dazugelernt) :fr:

    ganesha: Also ich hab mir unter Heroinabhängigen bzw. anders Drogenabhängigen immer gutverdienende Rockstars vorgestellt, denen keinerlei sonderlich schlechtes (abgesehen von einem occasional bad Trip oder so) passierte, war ich aber noch klein, und ist ja klar das man nicht merkt, was so alles abgeht, wenn sie nicht im Musikvideo, oder auf der Bühne zu sehen sind!

  • Hallo Mickey! :gj:
    Diplomarbeit (Gottseidank) schon hinter mir, Thema war ein Vergleich von kognitivem, insbesondere visuell-räumlichem Denk- und Lernvermögen, bei monolingualen vs. bilingualen Leuten, als auch die Unterschiede in der Sprachauffassung.
    Habe vor weiterzustudieren, wird also sicher irgendwann in absehbarer Zukunft noch eine - längere - Diplomarbeit auf mich zukommen *weinlach* :dg:

  • Hallo Seepferdchen :69:

    oha - spannendes Thema, wobei meine Baustelle mehr die Arbeits- & Organisationspsychologie war - z. B. formelle & informelle Gruppen. Das Paradigma von "Buridians Esel" ist ähnlich wie Maslow vielleicht allen bekannt. Und vielleicht reicht eine empirische Studie zum Heroin als Dissertationsthema aus? Es gibt Mediziner, die sich in ihrer Doktorarbeit mit Statistiken über Hubschrauberlandeplätze auf Krankenhäusern befasst haben. Da ist nur ein bisserl Phantasie gefragt!

    Viele Grüße :63:

    Mickey

  • Hallo,

    Ich beantworte dir gerne deine Fragen, wird aber morgen werden. Bin grad vom arbeiten heim und muss noch einiges tun heute.

    Alles liebe :smiling_face: Future

  • Mickey-
    Deine 'Spezialität' ist aber auch sehr interessant, schon fast ins Soziologische übergreifend! Hab auch Soziologie studiert, hab also Gruppen primär im Soziologischen Sinne untersucht. Mich interessieren Subkulturen total, vor allem die Deaf Community, so entstand auch die Idee zu meiner psychologie-bilingualismus-Studie. Glaube, das Buch, das mich als Teenager am meisten beeindruckt hat, war Oliver Sacks' "Seeing Voices", über die Gehörlosen-community. (Aunerkannts, sein populärstes Buch hingegen hat mich nie sehr beeindruckt, alle seine L-DOPA Studien laufen im grossen und ganzen aufs selbe hinaus).

    Ich glaube, ich werde wieder etwas Deaf Studies mässiges als Diplomarbeitsthema aussuchen, wobei ich dabei natürlich auch den vergleichsmässig übermässigen Alkoholkonsum von Gehörlosen näher beleuchten könnte. :ce: Mich zieht's im Allgemeinen mehr zu den Sprachlichen Besonderheiten (Zeichensprache, Signwriting, etc), und das "Eigenständige Kultur" denken, das sich in den letzten ca. 4 Dekaden aufgebaut hat - bzw. was viele schon als eine Ethnie (!!) verstehen, die sich daraus ergibt.

    Future-
    Ist klar, bitte lass dir Zeit, will hier niemanden stressen! Nach einem langen Arbeitstag bin ich auch nicht wirklich mehr zu viel im Stande :k:

  • So etwas spät aber doch....

    Ach das nenn ich mal eine gute Frage... Sehnt sich der Körper für immer nach Heroin? Nein... aber der Kopf... zumindest in manchen Situationen leuchtet im dunklen der Wegweiser -> take it and feel better. Mir passiert das heute nur mehr selten, sporadisch könnte man sagen, aber ich habe im September eins gelernt... Das wird nie wieder ganz weggehen. Ich werde wohl auch in 20 Jahren noch Momente haben wo aufeinmal der kleine Teufel erwacht und mir in Erinnerung ruft wie gut ich mich nicht danach und damit gefühlt habe. Das Problem ist man neigt die Droge zu idealisieren und vergisst den Schmerz und die negativen Erinnerungen von Zeit zu Zeit. Dann war alles easy und gar nicht so schlimm und manches Mal hatte man ja auch seinen Spass - Tatsache. Allerdings neigt man zu vergessen wie selten diese Momente tatsächlich waren und wie bitter man oft dafür gezahlt hat. Ein Drogenabhängiger nimmt die Droge um einen bestimmten Effekt zu erzielen und dadurch dass ja die ganzen Drogen hauptsächlich über das limbische system bzw. über das reward-system sprich Belohnungssystem ihre Auswirkung entfalten lernt man sich gleichzeitig gewisse Verhaltensweisen ein die sich ganz ganz tief einbrennen. Automatisch gibt es auch wenn man schon lange clean ist immer wieder Momente in denen der Kopf eine dieser Verhaltensweise als mögliche Lösung anbietet z.b bei Überforderung etc. und das so glaube ich, wird nie wieder verschwinden. Eine Opiatabhängigkeit ist NICHT heilbar und sie wird es nie sein. Man kann allerdings lernen damit zu leben und zwar abstinent und sehr gut.

    Meine Muskelschwäche rührt primär nicht von den Drogen die ich genommen habe. Da ich eine Autoimmunerkrankung habe geht man davon aus, dass diese schon immer in mir geschlummert hat. Ich leide unter einer seltenen Krankheit die nicht wirklich erforscht ist und was nun die genaue Ursache ist, ist unklar. Allerdings geht man davon aus, dass diese Art der Erkrankung bei einer einer großen körperlichen Schwäche zum Ausbruch kommt. In der Regel sind die Erkrankten bei Ausbruch der Krankheit um einiges älter als ich es mit 17 war. Durch die dauerhafte Schädigung und Schwächung meines Körpers mit Opiaten (die vor allem bei dieser Krankheit absolut verboten und lebensgefährlich sind) und Drogen wird vermutet, dass die Erkrankung so früh ausgebrochen ist. Vielleicht wäre sie auch anders zum Ausbruch gekommen, durch eine Krankheit die mich schwächt oder vielleicht bei einer Geburt, die Frage werde ich mir nie beantworten können. Vermutlich hätte ich aber einen nicht so schweren Verlauf gehabt, wenn ich keine Drogen genommen hätte. Aber ich wusste das alles nicht. Die Diagnose meiner Muskelschwäche wurde durch Zufall gestellt.

    Massive Schlafstörungen habe ich durch den Mischmasch der Drogen. Ich hab ja alles vermischt genommen von Kokain mit Heroin über Speed, Benzos, Ecstasy, Cannabis etc. Mein Schlafrhythmus ist durch die ganze Chemie so derart durcheinander gekommen und hat sich bis heute nicht erholt. Das merke ich am meisten. Ich hab manchmal Wochen wo ich nicht länger als 3-4 Stunden schlafe. Was viel klingt ist dauerhaft viel zu wenig und wirkt sich bei mir dann sehr drastisch im seelischen Befinden als auch in meiner Muskelschwäche aus. Auch die Konzentrationsstörungen rühren laut meinem behandelnden Arzt daher. Warum genau, kann ich dir nicht erklären. Vermutlich sind sie aber auch durch die jeweilige Stimmung und Tagesverfassung bedingt. Ich habe in meiner Drogenkarriere bzw. in meinem Leben ein paar sehr unschöne Sachen gesehen und an Tagen an denen ich morgens in Formen von Alpträumen davon aufwache und mehr daran denken muss ist es um meine Konzentration natürlicherweise sehr schlecht bestellt.

    So ich hoffe ich habe wenigstens ein bisschen die Fragen beantwortet. Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat.

    Alles liebe, Future

  • Hallo Seepferdchen,

    würde auch gerne noch etwas zum Thema Opiate / Heroin schreiben. Alles in allem sind es jetzt etwa 20 Jahre, von denen ich lange Zeit auf H gewesen bin. Parallel dazu war ich die meiste Zeit in Substitution mit DHC und Methadon. Ich bekam mit vierzehn Jahren, nach einem Unfall, vom Arzt opioide Schmerzmittel. Die Wirkung hat mich damals so beeindruckt, daß ich später bei Drogen gelandet bin. Es ist sehr schwer davon wieder los zu kommen. Ich habe es mal ein paar Jahre geschafft, nichts zu nehmen, hatte während der Zeit aber ständige Schmerzen.
    Heute bekomme ich wieder Opiate als Schmerzmittel, habe aber nicht mehr das Verlangen mißbräuchlich mehr als das Verschriebene einzunehmen. Andere Drogen spielen eigentlich auch keine Rolle mehr.

    Ich kann mich dem bereits gesagten anschließen, würde aber noch gerne zwei, drei Aspekte aufführen, die bisher nicht angesprochen wurden.
    Zum einen sind reine Opiate wenig toxisch, aber was alle Opiate mehr oder weniger besitzen ist ein mutagenes Potential. Das heißt, daß sie Krebs zumindest zu begünstigen können. Warscheinlich sind Zigaretten da schädlicher, da aber die meisten User sowieso Zigaretten rauchen, wird es da wohl auch einen additiven Effekt geben.
    In den Packungsbeilagen der Schmerzmittel auf Opiatbasis wird zudem darauf hingewiesen, das eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden soll. Das steht nicht nur dort, um eine Abhängigkeit beim Ungeborenen zu vermeiden, sondern auch aus dem Grund der Mutagenität. Auch Männer, die Opiate konsumieren, sollen diese vor einer geplanten Kindeszeugung nach Möglichkeit absetzen.
    Des weiteren haben Opiate eine immunsuppressive Wirkung. Im Klartext heißt das, daß sie bei Infektionen die Stärke der Immunantwort herabsetzen. Da das Immunsystem ja auch entartete Zellen vernichtet, könnte es ja zumindest sein, daß es diesbezüglich wieder zu einem additiven Effekt kommt.
    In wieweit synthetische Opioide (Methadon, Fentanyl, Tramadol u.a.) diese Wirkungen haben, weiß ich nicht. Von den reinen Opiaten (aus der Schlafmohnpflanze), die direkt mit Morphin verwandt sind, sind diese Wirkungen aber bekannt.

    So, das war´s auch schon wieder. Alles andere wurde ja bereits gesagt.

    Viele Grüße,

    Sascha

  • Bei Youtube habe ich mal so eine Reportage eines drogenabhängigen Mädchen gesehen,die Heroin und Kokainabhängig war und schließlich mit 28 Jahren daran verstorben ist.
    Sie hat mit 15 Jahren angefangen zu konsumieren,der seelische und Körperliche Verfall war erschreckend.
    Die Reportage heißt:" Tagebuch einer Hilflosigkeit."

    Ich kann diese nur jeden empfehlen,denn die Reportage sagt mehr als 1000 Worte.

  • Die Dokumentation heißt Protokoll einer Hilfslosigkeit über die 15 jährige Tanja H. Ja dieser Film ist mit ganz viel Abstand der beste den ich je gesehen habe über Heroinabhängige. Ich habe den Film erst vor ein paar Monaten zum ersten Mal gesehen und ich war so schockiert und fertig danach. Ich hab ja immer gedacht, ich hab wirklich soviel Abhängige auf der Straße gesehen die in einem erbärmlichen Zustand gewesen sind, da kann mich nicht mehr viel schockieren. Weit gefehlt. Ich glaub ich könnte mir die Doku gar kein zweites Mal anschauen ohne dass mir schlecht werden würde.

    danke fürs erwähnen Mona!

  • Ich kenne die Doku auch.
    Ist erschütternd, absolut erschütternd !!!
    Ich würde sie kein zweites Mal ansehen...
    Ganz ehrlich, als ich die Doku sah, war ich sowas von deprimiert und entillusioniert,
    die braucht man nicht wirklich zwei Mal sehen.

    Allerdings sollte sie jeder betrachtet haben, der mit Drogen zu tun hat, ja.
    Im Vergleich: Christiane F. ist fast ein Kinderbuch dagegen...

    LG.Gane

  • Also ok, der Film ist nicht ohne, doch ich finde da jetzt nix außergewöhnliches dran.
    Deswegen bin ich etwas verwundert Future, dass dich des so weghaut, weil so kenn ich die Szene ...
    Ok, vielleicht liegts daran, dass es in etwa auch meine Zeit war - Substi fast ein Fremdwort, Junkie der letzte Dreck und und und ...

    Heute gibt es viele Hilfsangebote, man wird anders behandelt (vlt. ned immer, aber es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht), es gibt zig Ärzte die sich dem verschrieben haben, der psych. Bereich hat sich um 1000% weiterentwickelt usw.

    Wir wollten schon vor Wochen die Filmliste hier unter Videos posten, weil es ja meist 10 Teile sind. Is in Vergessenheit geraten, aber das holen wir nun nach :winking_face:
    Es wird aber dazu nen Warnhinweis geben, weil für jeden is der Film nix, das muss ich zugeben.

    LG Franz

  • Ich hab heut den ganzen Vormittag irgendwie überlegt, wieso mich der Film so geschockt hat. Und ich glaub ich weiß es... Die meisten Junkies die ich als Freunde hatte oder wir alle die halt drauf waren. Welche davon kannte man vor ihrer Sucht? Ich fast keinen außer halt die paar jungen Einsteiger die nachkamen und kommen aber mit die hatte ich nie viel am Hut. Ich kannte nie den vorher nacher Vergleich und in diesem Film wird er einem so drastisch vor Augen geführt. Ich kannte viele Junkies nicht anders, nicht ohne Drogen, besser gekleidet und gepflegt. Die meisten hab ich schon kaputt und drauf kennengelernt und der eigene Verfall fällt einem sowieso nicht auf.

    Ich muss da nesh auch Recht geben. Ich hab ja den Film angeschaut als ich an meiner FBA geschrieben habe, genau zu dem Thema und ich war nach dem Film komplett desillusioniert. Ich hab mir nicht gedacht und deswegen NIE wieder.. Ich hab mir gedacht, wieso sollte ich es schaffen, mich unterscheidet nichts von dieser jungen Frau, fast die gleiche Geschichte, gleiche Traumata etc. Warum sollte ausgerechnet ich den Absprung schaffen? Gekoppelt mit dem Wissen vermutlich eh niemals ausm Substi Programm rauszukommen (was völliger Blödsinn ist) hat mir das ja fast nen Rückfall eingebrockt.

    Und ja eins war natürlich schon anders, du kennst die Szene früher ich nicht. Wann kam ich auf allerlei Drogen das fing mit 14 an. Da hatten wir grad mal 2003/2004 das is ja nicht mal nen Pappenstil entfernt und ich muss sagen, dass sich sogar seit damals wahnsinnig viel verändert hat, sowohl negativ als auch positiv. Wie das vor 20 Jahren war, ich möchte es gar nicht wissen, ich hätte vermutlich niemals überlebt.

    LG future

  • Ich kannte sie noch nicht...
    Der Kontrast ist ja wirklich bedrückend. Das kriegt man selbst garnicht mit, wenn man drauf ist. Wenn man raus aus der Scene und dem Elend ist, vergisst man auch irgendwie, wie schlimm das alles war, oder, zumindest verblassen die Erinnerungen...
    Mich hat die Doku mit einem Schlag wieder fünfzehn Jahre zurück versetzt.
    Da wurd´ mir erstmal wieder bewußt, was mal war und welches Glück ich, im Gegensatz zu so vielen anderen hatte. Zu meiner Zeit fing das gerade mit Substi an, glaube, wenn ich das nicht gehabt hätte, hätt´s auch anders ausgesehen. Das war schon eine große Hilfe. Aber später kam ja dann das Koks massenhaft hier an, da warste dann zwar im Methaprogramm, aber die Ballerei hat trotzdem kein Ende gehabt.
    Mann, mann viele Erinnerungen gerade...bin auch gerade mal ganz kleinlaut auf dem Boden der Tatsachen...

  • Aufgrund der Reaktionen waren wir auch unsicher, einen Linkliste zu den 10 Filmchen zu posten :winking_face:
    Aber wir haben entschieden, die Links werden kommen ...

    Und ja Future, kann wirklich sein, wenn man weder den Einstieg noch den Ausstieg von Bekannten dann durchlebt - ich kenn (nee kannte) paar aus der Schule und bin mit denen da durch :winking_face:
    Trotzdem, wie saschaguter schreibt, meiner Meinung hat es auch was mit den Möglichkeiten zu tun, die sich über die Jahre ergeben haben, es in den letzten 30 Jahren wirklich viel an Änderungen gab.

    Bitte das Thema Film nun kurz zurückhalten, ich werd am Donnerstag an anderen Stelle die Links posten und da kann man das dann wirklich ausgiebig diskutieren.
    Sonst gehts zu sehr an der Frage des Einganagsbeitrags vorbei :winking_face:

    LG Franz

  • Tja, auch spät aber doch poste ich hier ein reply :grinning_face_with_smiling_eyes: Erst mal viellen Dank, an alle Leute, die sich die Zeit genommen haben, mir hier sehr gute Auskunft zum Thema Heroin und die daraus resultierenden Störungen zu geben, habe die Diskussion in diesem Forum mit Interesse verfolgt. Die Doku Protokoll einer Hilflosigkeit werde ich mir merken, mal schauen, ob ich sie auf Youtube finde, täte mich interessieren.

    So, euch allen noch das allerbeste, und viellen lieben Dank, für die nette Begrüssung, und den Willen, mir mit meinen Fragen weiterzuhelfen! :r:

    alles gute,
    Seepferdchen

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