Vater fährt betrunken / angetrunken Auto

  • Hallo Ihr alle,

    ich bin trockene Alkoholikerin seit 2001 und habe ausserdem eine Esssucht (Fresssucht).

    Aber damit bin ich nicht alleine.....Mein Vater ist Alkoholiker und unbelehrbar, was das angeht....Mama ist co-süchtig.....Bruder Nr. 1 ist beziehungssüchtig.....Bruder Nr. 2 arbeitssüchtig und so weiter und so fort.

    Ich komme soweit gut klar....bis auf das:
    Seit langem wusste ich und duldete, dass mein Vater immer wieder alkoholisiert fuhr.....weil ich Angst hatte, dass ich seine Zuneigung verliere, wenn ich etwas unternehme. Mama ist nicht in der Lage sich zur Wehr zu setzten, schon gar nicht, seit sie so krank ist und auf ihn angewiesen.

    Dann ist auf einmal folgendes passiert:
    Ich hatte schon länger den Verdacht, dass einer meiner Arbeitskollegen, die im Aussendienst sind, ein Alkoholproblem hat. Immer wenn er da war, hatte er auch schon früh morgens ne Fahne.
    Eines Tages kam zu uns ins Büro und hat so gezittert, dass ihm fast sein ganzes Zeug auf den Boden fiel.
    Ich beschloss zu handeln und sprach mit jemand vom Betriebsrat wegen der Sache und ich fand, dass es richtig war, so zu handeln.

    Und plötzlich merkte ich, dass ich das Problem mit meinem Vater nicht länger hinausschieben konnte. Beim nächsten gemeinsamen Grillen...natürlich war bei ihm wieder Alkohol im Spiel....bot mein Mann ihm mehrfach an, ihn und Mama nach Hause zu fahren. Er lachte nur darüber....."ich kann doch noch fahren"....also wie immer.
    Wohl gemerkt: Er wollte urplötzlich nach Hause, weil ich kein kaltes Bier mehr für ihn hatte (Fakt war: Ich wollte welches, aber ich wollte ihm keins mehr geben).

    Als er beschloss, selbst zu fahren, handelte ich: Ich rief die Polizei, dabei schlug mir das Herz bis zum Hals. Doch ich wollte nicht mehr weiter weggucken.

    Die Polizei hat ihn dann zuhause geschnappt....und ihn pusten lassen....war (leider) vom Alkoholspiegel im Blut nicht genug......aber das sagt ja nicht wirklich aus, das man noch fahrtüchtig ist.

    Und dann dachte ich: So ein Mist. Ich hätte ihm doch noch mehr Bier geben sollen....vielleicht hätte es dann gereicht.

    Papa hat dann auch prompt bei uns angerufen und als mein Mann ran ging, gefragt, ob wir ihn angezeigt hätten. Mein Mann hat gesagt, dass wir die Polizei informiert haben, weil wir uns Sorgen um ihn und Mama gemacht hätten. Keine Ahnung, ob er das verstanden hat. Er sagte allerdings zu meinem Mann, dass er wohl nächstes Mal auf unser Angebot eingehen wird.

    Danach habe ich erst einmal ein paar Tage die Gesellschaft meiner Eltern gemieden, weil ich Angst vor der direkten Konfrontation hatte. Als ich mich stark genug fühlte, besuchte ich beide....Papa hat nichts mehr gesagt.

    Ich werde auch bei einem nächsten Mal nicht mehr wegsehen....nicht auszudenken, was alles schon hätte passieren können.

    Ich fände es ganz toll, wenn ich ein Feedback von Euch bekäme.

  • Hallo Du,

    baoh, ich finds ganz doll mutig. Und ganz toll. Allerdings finde ich auch die rundum-Reaktionen toll. Alle Beteiligten haben sich - in meinen Augen toll verhalten. Dein Mann, der die Nachfrage bestätigte, dein Vater, der fürs nächste mal von einem Annehmen der Hilfe sprach....ganz klasse.

    Ich kann so gut die Angst vor Zurückweisung verstehen - und ich drücke die Daumen, daß ihr vielleicht auch noch stressfrei drüber reden könnt.

    Es erinnert mich sehr an eine Situation, die zwar ganz anders ist - aber doch ähnlich.
    Wir waren beim Bergsteigen - mein Vater mit damals ungefähr 70 Jahren, ein Schwung Kinder zwischen 10 und 16 Jahren, und zwei kinderlose Tanten. Es war eine der "Opa-Enkel-Tanten Touren", die mein Vater einige Jahre lang mit den Kindern (und eben bevorzugt mit den kinderlosen Tanten - da hören die Kinder besser und alle haben viel Spaß miteinander) machte. Es war mieses Wetter und wir gingen eine Tour, die grenzwertig war. Ein steiler, nasser Hang - viel Nebel, es war kalt und es kamen dann noch blöde weggerutschte Kletterstellen. Es gab Tränen wegen kalter und nasser Füße und es gab keine Linderung.
    Die ganze Zeit am Anfang war ich total zerrissen, was ich tun soll...sollte ich einfach streiken, und nicht mitmachen - dann wären alle gezwungen, umzukehren - allerdings wäre der Hang abwärts deutlich grenzwertiger gewesen als ihn bergauf zu gehen.
    Es war ne ganz schlimme Situation - und ich habe solange überlegt, bis der Punkt "of no return" (kein Umkehren mehr möglich) erreicht war. Abends haben wir etwas darüber gesprochen. Zuhause hatte ich mit der anderen Schwester noch Streit deswegen (kein anhaltender, aber doch über ein paar Stunden), aber ungefähr drei Jahre später ergab sich dann noch mal ein ganz gutes Gespräch - in dem alle Seiten erörtert wurden und es zu einem Verständnis auf vielen Seiten kam - mit Schwester und Vater.

    Und darum kann ich deine Position ganz gut nachvollziehen - du hast ganz gemäß deinen Wertigkeiten gehandelt und hast angstvoll die Konsequenzen in Betracht gezogen und auch in Kauf genommen. Ich war damals nicht dazu in der Lage - gut es ist nichts passiert - und von daher: toll, daß deinem Vater auch nichts passiert ist - aber Du hast ihm auf jeden Fall gezeigt: hey, ich meine es Ernst.

    Wie gehts dir denn jetzt so damit? Wünscht Du dir da noch etwas Gespräch? Oder ist es gut für dich?

    LG Wolke

  • ich nehm ihm einfach die autoschlüssel weg.. und sonst droh ich mit der polizei.. immer hilfts leider nicht aber es kam jetzt schon längere zeit nicht mehr vor.
    find deine reaktion übrigens toll!!

  • Erst einmal: Vielen Dank für Euer Feedback. Es tut echt gut, zu hören, das auch andere diese Entscheidung richtig fanden. Das gibt Kraft für´s nächste Mal.

    Autoschlüssel wegnehmen hätte bei meinem Vater wohl eher nicht funktioniert, da er total uneinsichtig ist (erst recht, wenn er getrunken hat) und ein Streit darum sicherlich eskaliert wäre. Wollte mir nicht noch mehr Sorgen um Mama machen müssen, die unter anderem ein schweres Herzleiden hat.

    Bin nun echt mal gespannt, wie das an meiner Geburtstagsfeier ablaufen wird.....so ein bisschen Schiss hab ich schon.

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    Hey Wolke. Danke für Deine Antwort.

    Im Moment geht es mir soweit ganz gut.

    Bin jetzt halt ein wenig gespannt, wie das beim nächsten Mal ablaufen wird. Das wäre dann nämlich schon bald und zwar am 30. oder 31. Juli, an dem mich meinen Geburtstag feiern werde.

    Ich will auf jeden Fall nochmal so handeln, wenn mein Vater sich wieder dazu entschliessen sollte, selbst zu fahren. Vielleicht kann ich ja auch gleich die Autoschlüssel an mich nehmen oder ihn anderweitig daran hindern, wegzufahren (Zuparken etc.).

    Mal sehen.....wünscht mir alle Kraft dafür...

    Glg an alle

  • Wow, also ich bin auch beeindruckt von deinem Mut. Bei einem Kumpel von mir versuchte ichs mit Autoschlüssel wegnehmen, aber das klappt eben nicht immer. Seit ihn allerdings die Polizei hat einmal blasen lassen (und da hatte er auch nicht genug) fährt er nicht mehr, wenn er was getrunkn hat. Hat wohl doch Angst bekommen bzw sieht, dass schon mehr kontrolliert wird, als er dachte.

    Vieleicht ist das bei deinem Papa ja auch so gewesen und deswegen wars im endeffekt ganz gut,d ass er nicht so viel getrunken hatte,d ass es reicht: denkzettel ohne schlimme weitere Folgen.

    Bin echt begeistert und werde mir auf jeden Fall ein Beispiel daran nehmen,wenn ich selbst nochmal in die Situation kommen werde:)

    lg Dark

  • Hallo an alle im Forum,

    habe gestern meinen Geburtstag gefeiert und das mit meinem Dad ist folgendermaßen abgelaufen:

    Schon ein paar Tage vorher haben jeweils er und meine Mutter im Wechsel versucht, mir zu erklären, weshalb sie nicht kommen werden / wollen.

    Von Mama bekam ich zu hören: "Da sind mir zuviel Leute" und "Wir waren ja schon am Mittwoch mit Dir zusammen essen" und "mir geht´s heute nicht so gut".

    Von Papa: "Ja, alles wegen Mama" und auch "Reicht doch, dass wir am Mittwoch zusammen waren".

    Überreden hat dann definitiv nix genutzt. Sie kamen einfach nicht. Als mein Mann dann anrief, um zu fragen, wo sie bleiben bekam er von meinem Vater zu hören: "wir haben gerade gegessen und ausserdem will ich mir die Leichtathletik - WM anschauen".

    Er hat also gekniffen - wohl, weil es sein Stolz vor unseren Verwandten nicht zuliess, dass er auf Alkohol verzichtet oder weniger trinkt. Oder sich gar nach Hause fahren lässt.

    Am Mittwoch, als wir zusammen essen waren, hatte er damit keine Probleme.

    Mein Mann und ich sind echt sauer. Schliesslich haben wir mit beiden gerechnet und entsprechend die Menge Fleisch usw. danach eingekauft.

    Der Witz ist: Wir sollten nun heute abend mit meinen Eltern und meinen Brüdern zum Griechen. Ich muss dazu sagen, das Lokal liegt zu Fuss 10 Minuten von der Wohnung meiner Eltern. Er muss also nicht mehr Auto fahren und kann trinken, soviel er will.

    Mein Mann und ich haben uns nun selbst ausgeladen, da wir beide ziemlich verärgert auf die beiden sind und nicht einsehen, dass wir nun einfach so tun sollen, als wäre alles in Ordnung.

    Ich weiss nicht, ob diese Reaktion richtig oder falsch ist. Aber im Moment kann ich ich nicht anders.

    Es wäre nett, wenn Ihr mir Eure Meinung dazu schreiben würdet.

    Glg
    Andrea

  • Hallo Superwoman,

    hm....also, ich an seiner Stelle wäre ganz schön enttäuscht und auch verärgert. Allerdings ist mir Akzeptanz etwas sehr Wichtiges und Wertvolles. Ich mag nicht so oder so funktionieren müssen, um ok zu sein. Und so wirkt das Euch selber Ausladen auf mich wie eine Bestrafung: "Ihr seid nicht zu mir gekommen, dann kommen wir jetzt auch nicht - bätsch"

    Ich finde es ok, wenn sie nicht kommen wollen, weil er dann nicht so trinken kann, wie er es gerne möchte - und wie du schreibst, haben sie ja schon Tage vorher versucht, Euch das auch zu sagen. Das ist ein guter Grund. Als ich noch geraucht habe, bin ich auch nicht zu Leuten gegangen, bei denen ich nicht hätte rauchen dürfen, bzw, wo ich nicht hätte rausgehen können zum Rauchen. (Da gabs mal ne Situation - ich war gefragt, ob ich mit Kartenspiele - ich solle aber nicht so oft, wie ich es wollte, zum Rauchen rausgehen - na, dann war klar - ich hab nicht mitgespielt)

    Nur weil Dir sein Alkoholkonsum nicht gefällt, heißt das doch nicht, daß er das, oder sein Verhalten drumrum, ändern muss. Ihr hättet also gut weniger Fleisch einkaufen können, oder auch was einfrieren. Dies nun als Grund zu nehmen, sauer zu sein, würde mir gar nicht gefallen. Allerdings finde ich es grundsätzlich sehr problematisch, wenn Jemand sauer reagiert, nur weil ein Anderer nicht das tun mag, was der andere will - egal wie gesund oder sonstwas das sein mag. Sauer werden ist eine Konsequenz, die ich sehr kritisch betrachte. Das ist so: "Wenn Du nicht tust, was ich will, dann bin ich aber sauer!" - und das geht für mich z.B. gar nicht.

    Und wen habt ihr denn gestraft mit eurer Absage bezüglich des gemeinsamen Essens. Was ist der Nutzen? Und wozu habt ihr das gemacht? Also anders formuliert: "Was bringt es?" und "Was wolltet ihr erreichen?"

    Aber das ist nur meine Meinung - und ich spiegele nur sehr selten die Meinung der Mehrheit wider :-)....darum ein Feedback von vielen möglichen.

    LG Wolke

  • Hallo Wattewolke,

    ich gebe offen zu, dass ich über Deine Antwort erstaunt bin und mich erst einmal ein wenig missverstanden und angegriffen fühle.

    Das ging mir aber schon öfter so - meist, weil ich das nicht akzeptieren konnte, was ich zu hören bekam. Deshalb will ich nicht wie früher in mein Schneckenhaus zurück kriechen, sondern werde mir Gedanken über das machen, was Du schreibst.

    Vielen Dank für Deine ehrliche Meinung.

    Glg
    Andrea

  • Huhu Andrea,

    es ist gar nicht als Angriff gemeint, aber ich kann das gut verstehen. Es ist doch nur eine, von ganz vielen Positionen.
    Und ich kann auch ganz gut verstehen, daß es nicht schön ist, so eine "Gegen-Meinung" zu hören :3:

    Aber - gar kein Angriff auf dich. Kritisches Hinterfragen des Verhaltens --Ja.
    Ich finds ganz super, wie offen Du hier deine Themen schilderst - das hilft uns allen hier.

    Ganz liebe Grüße
    Wolke

  • Hallo Wolke,

    in meinem früheren Leben (grins) konnte ich mit Kritik gar nicht umgehen, war direkt beleidigt und hab alles verteidigt,was ich getan habe, auch wenn es nicht richtig war. Ich wollte einfach nicht wissen, wenn mein Verhalten falsch war. Ich konnte ewig darüber sauer und böse sein und habe mich selbst damit vergiftet.

    Mittlerweile klappt das immer besser - auch bei Deiner Antwort war ich nur kurz betroffen, konnte dann aber relativ gut damit umgehen. Hab gestern mit meinem Mann und heute morgen sogar mit meinem Bruder darüber geredet und gestanden, dass meine Reaktion wohl doch nicht richtig war. Meine Bruder sagte dazu nur, dass Papa und ich manchmal richtige Sturköppe sein können. Der Apfel fällt halt oft nicht weit vom Stamm.

    Heute morgen war Papa schon bei uns. Mein Bruder und seine Frau, die bei uns zu Gast sind und mein Mann und ich waren gerade beim Frühstück.
    Er sich ganz normal verhalten, so als wäre nix vorgefallen. Wir hatten ein nettes Gespräch, das Thema Geburtstag und unser Fernbleiben am Abend danach kam nicht zur Sprache.

    Wir beide sind uns in vielen Dingen sehr ähnlich. Vielleicht hat er deshalb sogar nix zu meinem Verhalten gesagt, weil er das von sich selbst kennt.

    Nichts desto trotz werde ich auf jeden Fall noch das Gespräch mit ihm suchen und ihm auch sagen, dass mein Verhalten nicht in Ordnung war.

    Ein weiterer Schritt auf dem Weg der Genesung für mich......

    Glg
    Andrea

  • Hier bin ich wieder....mit ein bisschen Verspätung...um darüber zu reden, was die letzten Tage so gelaufen ist.

    Also, ich habe ein paar Tage gebraucht.....aber dann war ich bei meinen Eltern....und habe mich bei beiden dafür entschuldigt, wie ich mich verhalten habe. Ausserdem habe ich deutlich klargestellt, dass es ihre Entscheidung war, nicht zu kommen, wenn sie nicht wollten und ich das zu akzeptieren hatte.

    Beide schienen sehr überrascht und verhielten sich, als wäre es nicht wirklich notwendig gewesen, dass ich das tue.

    Ich für mich weiss aber, dass es richtig war und das alleine zählt. Danach hatte ich ein echt gutes Gefühl, als wäre ich mit mir und der Welt im Reinen.

    Meinen ganz grossen Dank nochmal an Dich, die mir offen Ihre Meinung gesagt und mir sehr damit geholfen hat.

    Ganz liebe Grüsse
    Andrea

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