Meine erste Begegnung mit sexuellem Missbrauch.

  • Teil 1 (offenes Forum)
    Grobe Beschreibung meiner ersten Begegnung mit sexuellem Missbrauch.

    Ich war ein 12 Jahre altes Mädchen und begeisterte Reiterin. Ich dem kleinen Privatstall in dem ich meine Reitbeteilung hatte standen ca 30 Pferde. Der "feste Kreis" der Stallgemeinschaft trank nahezu jeden Abend Alkohol und im Sommer wurde dazu gegrillt. Eine lockere Atmosphäre und ich fühlte mich wohl. Vielleicht auch gerade deshalb weil ich nicht meines Alters enstprechend behandelt wurde und fest zu ihnen gehörte. Der Altersdurchschnitt lag wohl so bei 35-40.
    Irgendwann bekamen wir einen neuen Einstaller, Peter. Er war damals 42 und hatte mehrere Pferde. Er war Trabrennpferdbesitzer- und Fahrer. Er behandelte mich als wäre ich etwas Besonderes, nahm mich überall hin und versorgte mich mit Zigaretten. Ich alleine durfte sein Pferd reiten und immer wieder hörte ich wie toll ich sei und wie viel ich ihm bedeute. Da ich zu meinem Vater nie eine bindung hatte (da er nie zu Hause war) sah ich in ihm wohl eine Art Vaterersatz. Peter nahm mich überall mit hin und wenn es Abends dunkel war wartete er mit mir bis ich abgeholt würde. Umarmungen und kleine Berührungen waren für jeden zu sehen.
    In dem Stall fingen sie an zu scherzen "Da läuft doch was zwischen euch" o.ä. hörte ich mir an. Ich fühlte mich geschmeichtelt. Seine Freundin die er damals hatte (38 )war eifersüchtig auf mich und strafte mich mit bösen Blicken. Ich wollte ihm gefallen und fand es schön von ihm so angeseehn zu werden, was soll daran schon falsch sein? Ich sah es nicht.
    Einmal gab es Ärger, als er mir bei einer Grillfeier hinten in die Hose fasste. Eine Mutter (die nur sehr selten da war) sah es und schrie in an, ich verstand nicht wieso sie sich so aufregte.

    Jahrelang erinnerte ich mich nicht an diese Zeit. Bis ich eines Tages (ca 15 Jahre) sturzbetrunken Flashbacks bekam. Ich redete mit einem Therapeuten (nachdem es immer schlimmer wurde) der mir sagte, ich sei mit großer Wahrscheinlichkeit Missbraucht worden. Daraufhin redete ich mich einer Freundin (die damals auch in dem Stall war) und sie sagte, es sei alles sehr merkwürdig gewesen aber sie hätte sich schon so etwas gedacht. Ich bekam Träume und immer mehr Flashbacks. Mein damaliger Freund (wegen dem ich 2 Jahre durch die Hölle ging) verstärkte alles noch. Er redete mir Dinge ein/ aus, verwirrte mich. Förderte Panikattacken usw usw (auf diesen Freund würde ich gerne nur in dem geschlossenen Teil eingehen).
    Im endeffekt weiß ich nicht was die Wahrheit und was Lüge ist. Meist bin ich mir sicher, schwer von ihm Missbraucht geworden zu sein, aber oft plagen mich Zweifel. Mein Therapeut sagte mir damals, dass ich es vllt nei erfahre, wenn man Verstand sich schützen will. Aber die Ungewissheit ersehe ich als schlimmer als die Gewissheit.

  • Hallo unerkannt,

    so etwqas denkt sich kein Geist aus, ich denke schon, dass du davon ausgehen kannst, dass alles was du erinnerst auch passiert ist. Ich finde es sehr gut, dass du darüber geschrieben hast! Wie geht es dir jetzt damit?

    Liebe Grüße
    rose

  • Ich bin ein wenig verunsichert, weil ich darüber noch nie so offen gesprochen habe. Die Anonymität hilft sehr sich zu öffnen. Jedoch fühle ich mich auch ertappt und die Angst verurteilt zu werden ist, obwohl es online ist, dennoch da.
    Ich habe mich lange nicht mehr mit diesem Thema auseinander gesetzt, denn ich hatte das gefühl, dass es mir mit Nichtbeachtung und Ignoranz dieser Thematik, besser geht. Nun jedoch habe ich festgestellt, dass ich nicht fertig oder deprimiert bin wenn ich darüber schreibe. Es ist mehr als würde ich eine nicht so ganz erfreuliche Anekdote aus meinem Leben erzählen. Und sobald der Text fertig war, wurde auch die Schublade wieder geschlossen.
    Ich weiß nicht ob es normal ist, aber wenn ich nicht zu viel dürber nachdenke, geht es mir meist ganz gut damit. Ich denke, ich hab mich einfach damit abgefunden. Ich bin diesbzgl einfach kalt geworden und all die Dinge die mir danach noch passiert sind haben wenig Bedeutung für mich.
    Es gibt nur wenige Momente indenen mich die Erinnerung wieder einholt und belastet. Ich kann mir das nicht erklären und ich habe das Gefühl, nicht entsprechend zu reagieren.
    Trotzdem haben die Ereignisse mein Leben geprägt und vermiesen mir Dinge, die ich eigentlich genießen sollte. Es ist dennoch immer da, ganz subtil, aber trotzdem spüre ich es.
    Ich habe zu diesem Thema noch mehr zu erzählen, was ich aber lieber im geschlossenem Bereich machen würde, ich werde warten bis ich den Anforderungen entspreche und mich dann bewerben.
    Lieben Gruß
    unerkannt

  • Vor kurzem bin ich einen Schritt weiter gekommen. Ich habe von damaligen Freunden, die ebenfalls zu der Zeit in dem Stall waren, erfahren, dass er mich geküsst hat. Einmal oder mehrmals weiß ich nicht. Und das Körperkontakt (Umarmungen und kleinere Berühungen sowie Klapse auf den Po etc) auch auf jedenfall passiert sind. Und noch wichtiger, von Leuten gesehen wurden. Naja, wie reagier ich drauf?! Überhaupt nicht, ich denk nichtmal drüber nach. Ich will es garnimmer wissen.
    Aber es ist schon merkwürdig, denn an die Küsse kann ich mich nicht erinnern, nichtmal nachdem es mir erzählt wurde. Den oben genannten Leuten vertraue ich, wir sind jahrelang befreundet und hatten immer Kontakt. Ich habe mit ihnen jedoch bisher nicht darüber gesprochen, deswegen kommt das erst jetzt von ihnen.
    Soll ich versuchen in einer Therapie zu graben? Ich denke, mir gehts ganz gut so, wie es im Moment ist...

  • Hallo unerkannt,

    unsere Seele schützt uns, sie zeigt uns nur das, was wir auch verkraften können. Wenn du dich also an die Küsse nicht erinnern kannst, dann scheint deine Seele der Meinung zu sein, dass die Zeit dafür noch nicht reif ist. Andererseits sagst du ja, du willst es gar nimmer wissen, das ist auch eine Art Verdrängung und kann ebenfalls die Ursache sein, dass du dich nicht dran erinnern kannst.
    Ob du eine Therapie machen solltest oder nicht, das kannst nur du entscheiden. In einer Therapie wird sicherlich alles wieder nach oben geholt und es kann sehr gut sein, dass es dir erst einmal schlechter geht als jetzt. Auf der anderen Seite wäre es jetzt natürlich auch ne gute Zeit, das zu bearbeiten, eben weil du relativ stabil bist. Nehmen wir mal an, dich holen irgendwann die Erinnerungen doch ein und es geht dir sehr schlecht damit, bist du wesebtlich instabiler, um das Ganze zu bearbeiten, mal davon abgesehen, dass es ne Zeit dauern kann, bis du nen geeigneten Therapieplatz dann bekommst. Und wenn du die Therapie jetzt machst, ist das Thema auch gegessen... Aber wenn du für dich entscheidest, dass es so wie es jetzt ist gut ist und du nichts dran tun möchtest jetzt, dann ist das auch in Ordnung. Für jeden ist etwas anderes das richtige, es wird dir keiner sagen können, ob du jetzt ne Therapie in der Richtung machen solltest oder nicht. Ich würde es vermutlich tun, aber die Frage ist, ob das auch für dich das richtige ist.

    Liebe Grüße
    gelberose

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